Eine Rakete mit Sprengstoff für die Supermächte

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Zwischen China, Russland und den USA verschärft sich vor dem G20-Gipfel der Ton.

Zumindest politisch war der Flugkörper präzise lanciert. Ausgerechnet am US-Unabhängigkeitstag schickte Nordkoreas Diktator seine bisher leistungsstärkste Rakete in Richtung Japan und sorgte damit für massive Erschütterungen. US-Präsident Trump gab sich zwar auf Twitter bemüht jovial ("Hat denn der Typ nichts Besseres zu tun"), machte aber auch seinem Ärger über die Regierung in Peking Luft: "Vielleicht ergreift China endlich schwerwiegende Maßnahmen, um diesen Unsinn ein für alle Mal zu beenden."

Abseits der Bühne der sozialen Medien wurde der US-Präsident noch gröber. In einem Telefongespräch mit Xi Jinping machte Trump seinem chinesischen Amtskollegen klar, wie verärgert er über Chinas Untätigkeit sei. Sollte die Führung in Peking nicht ihren seltsamen Nachbarn an die Kandare nehmen, würden die USA eben im Alleingang das Problem lösen.

Trump hat diese Drohung nicht zum ersten Mal geäußert und versucht seit Monaten eine militärische Drohkulisse gegenüber Nordkorea aufzubauen. Inzwischen ist der dritte US-Flugzeugträger samt Begleitflotte im japanischen Meer eingetroffen. Neue Batterien von US-Raketenabwehr werden in Südkorea installiert.

Raketen unerwünscht

Ein Vorgehen, das beim Schützling Südkorea nicht auf Gegenliebe stößt. Der neue Präsident Moon Jae-in setzt auf Entspannung gegenüber dem Nachbarn im Norden und zeigte sich offen entsetzt über die Stationierung, die sein Verteidigungsministerium angeblich ohne ihn zu informieren durchgeführt habe. Der Südkoreaner will Nordkoreas Atomprogramm Schritt für Schritt stoppen, ganz anders als Trump, der eine schnelle Lösung des Problems in Aussicht gestellt hat.

Doch die ist ohne Chinas Wohlwollen ohnehin kaum zu finden. Schließlich sichern nur die Wirtschaftsbeziehungen zu China – etwa Kohle-Exporte – das Überleben der Kim-Diktatur. Entsprechend bemüht war Trump bei Xi Jinpings Besuch in Florida im Frühjahr, seinen Gast bei guter Laune zu halten. Doch mit der Freundschaft, die man in Trumps Golfklub Mar-a-Lago vor den Medien zelebrierte, ist es nicht allzu weit her. Die vor China kreuzenden US-Flugzeugträger und ein jüngst abgeschlossenes Waffengeschäft der USA mit Pekings Erzfeind Taiwan sorgen für hörbare Empörung in Peking. Man spricht von "ernsthaften politischen und militärischen Provokationen".

Freunde in Moskau

Demonstrativ freundlich zeigte sich der chinesische Präsident am Dienstag in Moskau. Xi ließ sich von Gastgeber Putin mit Orden behängen und erklärte, wie eng man bei einer Verhandlungslösung für Nordkorea zusammenarbeite. Ein hochrangiger russischer Außenpolitiker ergänzte, man solle mit Nordkorea "in Dialog treten und es nicht provozieren".

Harte Fronten vor dem am Freitag beginnenden G20-Gipfel in Hamburg, an dem alle drei Staatschefs erwartet werden. Mit dem jüngsten Feuerwerk hat sich Nordkorea wieder ganz oben auf die Themenliste beim Gipfel gesetzt.

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