Queen-Feiern in London: Meterlange Festtafeln zu Ehren der Königin

Das Essenzielle für eine feine Party? Ein edel gedeckter Tisch. Und was, wenn die Party für Tausende Menschen zugänglich sein soll? Dann wird der Tisch eben auf die Straße verfrachtet.
Genau das haben die Gastronomen im edlen Londoner Stadtteil Mayfair dieses Wochenende getan und die North Audley Street, einen Steinwurf von der Oxford Street entfernt, in ein hippes, florales Outdoor-Restaurant mit 60 Meter langer Tafel mitten auf der Fahrbahn verwandelt. Ein Angebot, das die Massen anzog.
Denn die offiziellen royalen Veranstaltungen, die Paraden, Feuerwerkshows und das große Konzert im Buckingham Palace Samstagabend (das im Hyde-Park auf großer Leinwand übertragen wurde), sind nur ein Bruchteil der landesweiten Feierlichkeiten. Zigtausende Gemeinden und Privatveranstalter zollen der Queen mit ihren eigenen Partys Tribut.
Kilometerlanger Tisch
Der Columbia Road Market im Nordosten der Hauptstadt organisierte eine Corgi-Parade, im Wilderness-Park in Croydon gab es neben Musik aus sieben Jahrzehnten auch Anekdoten von Bewohnern zur Queen zu hören und in Ashford, südlich von London, wurde in Outfits der 1950er-Jahre gefeiert.
Die Orte Goring in Oxfordshire sowie Streatley in Berkshire werden heute, Sonntag, versuchen, den Weltrekord der längsten Jubilee-Tafel zu knacken. 500 Tische werden durch die Hauptstraßen beider Dörfer aneinandergereiht und sollen einen Kilometer ergeben. Bereits beim vergangenen Diamantjubiläum 2012 haben sich die Organisatoren vom strömenden Regen nicht abhalten lassen, eine Party für 4.000 Personen auf die Beine zu stellen.

Zwar keine meilenlange Tafel, jedoch eine meilenlange Party wird es in Walthamstaw im Nordosten Londons geben: Mit Straßenkünstlern, Freiluft-Disco und natürlich – schließlich sind wir in England – der Möglichkeit, Cricket zu spielen.
Die Lehrerin Hayley Peace ist mit Freundin Charlotte Thacker aus Birmingham dennoch extra für die Straßenparty in Mayfair nach London gekommen. Am späten Nachmittag sitzen sie bei einem Glas Nyetimber-Sekt, der offiziell nicht Champagner genannt werden darf, in der Plastik-Sektflöte an der Partytafel.
Die Besucher schieben sich zu dem Zeitpunkt durch den schmalen Gang, vor den Weinständen oder dem Eiswagen der Connaught-Patisserie haben sich lange Schlangen gebildet. Der hohe Blumenbogen ist Foto-Anziehungspunkt und weil die Plätze an der Tafel alle besetzt sind, lassen sich immer mehr am Straßenrand mit einer Take-away-Box nieder, etwa vom Nobel-Fish-and-Chips-Laden.
Geht es um die Queen?
Ist die Queen überhaupt Anlass zu kommen, oder geht es hauptsächlich um die Party? „Aber nein, wir lieben die Queen!“, sagt Hayley Peace. „Man muss sie einfach lieben.“ Aber natürlich, ergänzt der 62-jährige Same Oliver: „Immerhin ist sie die letzte große Regentin unserer Zeit. 70 Jahre, wer kann das toppen?“ Matthew Swabey, 27, der mit Uni-Freunden am offenen Deck des mintgrünen Nyetimber-Doppeldeckerbusses Platz genommen hat, räumt ein, dass die Partys natürlich ein angenehmer Beigeschmack des Jubiläums sind.
Der heutige Sonntag bildet den Abschluss der großen Queen-Feierlichkeiten. Wie bereits bei den vergangenen zwei Jubileen (Gold 2009, Diamant 2012), zelebriert das ganze Land den „Big Jubilee Lunch“. Auf Hauptplätzen, in Seitengassen oder in Windsor mitten auf der berühmten „Long Walk“-Promenade hinter dem Schloss wird in Rot-Weiß-Blau zu Mittag gegessen. Und neben der Queen auch ein bisschen die Gemeinschaft gefeiert.
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