Expertin erklärt, warum die britischen Royals so faszinieren
Das Haus Windsor begeistert die Menschen auch über die Landesgrenzen Großbritanniens hinaus seit Jahrzehnten. Anderen Monarchenfamilien gelingt das weniger. Warum eigentlich?
Ob Kate und William, ob Meghan und Harry, ob Prinz Charles oder die Queen: Mit britischen Royals können Medien im deutschsprachigen Raum kaum etwas falsch machen. Die Mitglieder des Hauses Windsor sorgen verlässlich für Klicks und Quoten.
Rund um das Thronjubiläum von Königin Elizabeth II. haben Berichte und Sendungen über das britische Königshaus erst recht Hochkonjunktur. In Deutschland etwa verfolgte am Donnerstag durchschnittlich jeder vierte Fernsehzuschauer die ARD-Übertragung der Militärparade zu Ehren der Queen. Bei den 14- bis 49-Jährigen waren es 15 Prozent, was deutlich über den Normalwerten in dieser Altersgruppe liegt.
Liebe, Ehebruch und Scheidung; Verrat und Eifersucht, sexuelle Eskapaden, Krankheit und Tod – die Royals liefern seit Jahrzehnten Material für die Klatschpresse. Angefangen bei König Edward VIII., der 1936 wegen seiner Liebe zur geschiedenen US-Schauspielerin Wallis Simpson abdankte, über die Romanze von Elizabeths Schwester Margaret mit Stallmeister Peter Townsend bis zum öffentlichen Leben und Sterben von Prinz Charles Ex-Frau Diana, die in den 80er- und 90er-Jahren jedes Kind kannte.
All das gibt es allerdings nicht nur bei den Windsors, sondern auch in anderen Königsfamilien. Dennoch stößt vor allem die britische in Österreich und Deutschland auf Interesse. Die Adelsexpertin Julia Melchior sieht dafür mehrere Gründe.
"Die Massen bewegen"
"Die britischen Royals verstehen es besser, sich zu inszenieren, als die anderen; sie beherrschen es perfekt", sagt die Autorin zahlreicher Filme über Europas Königshäuser im KURIER-Gespräch. Die Windsors könnten es sich angesichts der immer noch faszinierenden Vergangenheit ihres Landes als Welt-Imperium auch eher erlauben. Die Königshäuser auf dem Festland müssten neben der nötigen Inszenierung mit Blick auf die Bürger mehr darauf achten, maßvoll aufzutreten.
Länder wie Österreich und Deutschland, die keine Monarchien mehr seien, könnten ihren Einwohnern Spektakel wie die mehrtägigen Jubiläumsfeierlichkeiten nicht bieten, nennt Melchior einen weiteren Grund für die Faszination, die das britische Königshaus auslöst. Sie seien positive Ereignisse, die die Massen bewegten – "das schafft bei uns höchstens ein nationales Sportereignis."
Das besonders starke Interesse am Thronjubiläum sei bedingt durch die Achtung, die viele Menschen auch außerhalb Großbritanniens für die Lebensleistung der Queen empfänden. Überhaupt sei das hohe Ansehen des britischen Königshauses sehr an die 96-Jährige gebunden.
Womit wir bei einem weiteren Grund für das rege Interesse an den Windsors sind: dem "Unterhaltungsfaktor durch die teilnehmenden Personen", wie Melchior es nennt: "Man erlebt die Royals von der Geburt bis zum Tod. Das haben Schauspieler oder Sportler nicht zu bieten; die tauchen irgendwann auf und verschwinden wieder."
Schweden und Spanien
Aus deutscher Sicht sei das schwedische Königshaus ähnlich beliebt wie das britische, sagt Melchior. Das habe früher vor allem daran gelegen, dass Königin Silvia gebürtige Deutsche ist. Heute seien die sympathische Thronfolgerin Victoria und ihr Mann Daniel der Hauptgrund. Sie stünden wie Schweden selbst für "heile Welt, Volksnähe und Frische".
Von der historischen Bedeutung her komme die spanische Monarchie der britischen am nächsten, meint Melchior. Wegen der handelnden Akteure, womit sie den nach Korruptionsvorwürfen abgedankten König Juan Carlos meint, sei sie im Ausland aber viel weniger beliebt: "Der lange Schatten des alten Königs fällt auf das tadellose neue Königspaar."
Während die Schweden beliebt und die Spanier historisch bedeutend seien, hätten die britischen Royals beides, fasst Melchior zusammen. Dass sich die Windsors darauf nicht ausruhen sollten, zeigen Umfragen unter Briten bis 25 Jahre: Sie feierten zwar Thronfolger William und seine Frau Kate wie Rockstars, wüssten mit der Monarchie an sich aber wenig anzufangen. Nur 30 Prozent befürworteten deren Beibehalt. Auch unter jungen Österreichern und Deutschen gebe es ein viel geringeres Interesse an den Royals als in früheren Generationen.
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