Zu Besuch bei Queen-Fans: "Sie stellt die Monarchie über alles"

Es sind nur wenige Minuten, oft aus großer Entfernung. Die meisten Engländer haben nur selten Gelegenheit, im echten Leben einen Blick auf die Queen zu erhaschen. Derek McCulloch hat sie sieben Jahre lange zumindest drei Mal im Jahr gesehen. Als er Chorsänger in der St.-Georgs-Kirche in Windsor war und sich die Queen in dieser für Weihnachten und Ostern einfand. Auch wenn man den 84-Jährigen nicht im Londoner Getümmel anlässlich des 70-jährigen Thronjubiläums finden wird, als Monarchist sieht er sich jedenfalls.
Was sagen jene Königshaus-Unterstützer, die die Arbeiten der Regentin seit Jahrzehnten verfolgt haben? Der KURIER hat sich in Windsor, dem historischen Wohnstädtchen der Monarchin im Süden des Landes, umgehört. Dereks Fazit: „Sie sorgt für Stabilität in unserem Land.“ Eine Aussage, die auf Nicken stößt. Und: „Sie ist unersetzbar“, sagt Beth Percy, die mit ihrem Mann und ihren Labradorhunden im Park unterwegs ist. Ehemann Mike ergänzt: „Sie stellt die Monarchie über alles, über ihre eigenen Bedürfnisse.“
Allein in der Kirche
Auf eine spezielle Szene kommen viele zu sprechen: Vor einem Jahr, als sie beim Trauergottesdienst ihres Mannes, Prinz Philipp, allein in der Kirche saß. Schmächtig wirkte sie inmitten der dunklen Holzreihen, durch Corona zur Isolation gezwungen. Sie war ein Vorbild.
„Leider heutzutage sehr untypisch“, sagt Derek McCulloch in einem Seitenhieb auf die Lockdown-Partys mit Boris Johnson in der Downing Street. Hatte doch eine der ausgelassenen Feiern des Premiers und seines Teams just am Tag vor dem Begräbnis stattgefunden.
Der 77-jährige Schotte Edward Miller schüttelt den Kopf. Das sei unerhört. Er sitzt auf einer der Parkbänke vor dem Schloss. Auch für ihn sind die großen Paraden nichts, anlässlich des Jubiläums wollte er aber doch näher an das Königshaus kommen. Politisch hat der Schotte zwar wenig Gutes an England anzumerken, doch gerade deshalb findet er die Monarchie so wichtig: „Sie hält uns zusammen, sie vereint uns.“ Natürlich, ob sich die Commonwealth-Länder nicht in nächster Zeit lösen werden, werde sich zeigen.
Lady Di
Natürlich habe die Queen im Laufe ihrer langen Regentschaft nicht immer die richtige Entscheidung getroffen, meinen viele hier „Auch dass sie damals, als Lady Di gestorben ist, nicht nach London zurückgekommen, sondern in Balmoral (der Sitz der Queen in Schottland, Anm.) geblieben ist, das war nicht schlau“, sagt Jenny Littlewood. „Ich glaube, das würde sie heute nicht mehr machen.“ Und auch das rechnen sie der Königin hoch an, ihre Offenheit und Bereitschaft zu lernen.
Dass die nächste Veränderung eine traurige wird, will niemand so richtig ansprechen. „Von mir aus könnten sie Prinz Charles überspringen“, sagt Beth Percy und lacht.
Mit dieser Einstellung ist sie nicht allein. Eine aktuelle Umfrage des Forschungsinstituts Ipsos zeigt Prinz William mit 64 Prozent auf der Beliebtheitsskala gleich hinter der Queen, während Prinz Charles mit 43 Prozent auf Platz fünf rangiert. Nur die Lehrerin Chrissy Simmons sieht es anders: „Ein paar Jahre soll Charles schon übernehmen, damit William und Kate noch ein wenig ihr Familienleben genießen können.“
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