Schallenberg: "Putins Zündeln gibt Autokraten auch anderswo Auftrieb"

Schallenberg: "Putins Zündeln gibt Autokraten auch anderswo Auftrieb"
Der KURIER besuchte mit Außenminister Schallenberg die "gefährlichste Grenze der Welt" - zwischen Nord- und Südkorea.

Wer zur gefährlichsten Grenze der Welt fährt, befürchtet Bilder wie im Ukraine-Krieg: Zerstörung, Trümmer, Schützengräben, Feuer, Rauch. Nichts davon ist zu sehen, am 38. Breitengrad, wo sich die sogenannte Demilitarisierte Zone 248 Kilometer lang und vier Kilometer breit quer durch die koreanische Halbinsel fräst. Seit fast genau siebzig Jahren verläuft hier die letzte, übrig gebliebene Grenze des Kalten Krieges – zwischen dem kommunistischen Nord- und dem demokratischen Südkorea.

Es wirkt surreal lieblich: bunt gefärbte Herbstwälder, üppige Natur, Vogelscharen – wären da nicht Stacheldrahtwälle und zwei Millionen im Boden vergrabene Minen. Für nordkoreanische Flüchtlinge ist der Weg in die Freiheit hier so gut wie unmöglich. „Würden Sie versuchen, sich hier durchzuschlagen, würden Sie keine zehn Meter weit kommen“, warnt einer der rund 70 hier stationierten US-Soldaten. Aber Aussteigen aus dem Bus ist Besuchern sowieso strengstens verboten.

Schüsse sind aus der Ferne zu hören: „Nur eine Übung“, beruhigt ein amerikanischer Soldat, ehe er Außenminister Alexander Schallenberg bis zwei Meter an den Grenzstreifen zu Nordkorea heranführt. Quer über den Tisch im kleinen, hellblauen Grenzhäuschen verläuft die Trennlinie zwischen den beiden verfeindeten Staaten.

Friedensabkommen bisher gescheitert

Genau hier hatten sich vor drei Jahren Ex-US-Präsident Donald Trump und der nordkoreanische Diktator Kim Jong-un getroffen. Ein Schritt in Richtung Friedensabkommen hätte es werden sollen. Geworden ist daraus gar nichts – im Gegenteil: Das nordkoreanische Regime gebärdet sich so aggressiv wie seit Langem nicht mehr.

Auf der anderen Seite des Raumes, wo sich Schallenberg die angespannte Lage erläutern lässt, ist keine Menschenseele zu sehen. Seit dem Corona-Ausbruch vor fast zwei Jahren habe sich auf dem nordkoreanischen Gelände niemand mehr blicken lassen, bestätigen die UN-Soldaten auf der südlichen Seite der Grenze. Wenn sich nord- und südkoreanische Schiffe wie zuletzt vor drei Tagen im Gelben Meer beschießen, „hören wir das hier auch“, schildert ein UN-Offizier. „Heute ist es ruhig, aber eine Grundanspannung bleibt. Man muss immer mit allem rechnen.“

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