Prigoschin: Ein unerwarteter Gast am Afrika-Gipfel

Prigoschin: Ein unerwarteter Gast am Afrika-Gipfel
Der Söldner-Chef hält sich in St. Petersburg auf - und trifft sich am Rande des Afrika-Gipfels mit Vertretern. Die russische Ächtung scheint vorbei.

Der Söldnerchef Jewgeni Prigoschin hat sich am Rande des Afrika-Gipfels gezeigt.

Der Leiter des russischen Hauses in der Zentralafrikanischen Republik, Dmitri Syty, veröffentlichte am Donnerstag ein Foto bei Facebook, das Prigoschin bei einem Treffen mit dem Vertreter des Landes zeigen soll.

Der Botschafter habe mit ihm die ersten Bilder vom Gipfel geteilt, schrieb Syty. Prigoschins Wagner-Armee ist in der Zentralafrikanischen Republik aktiv.

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Der russische Geschäftsmann hielt sich demnach auch nach dem Beinahe-Putsch am 24. Juni weiter in seiner Heimatstadt St. Petersburg auf.

Dort trifft Kremlchef Wladimir Putin noch bis Freitag afrikanische Staats- und Regierungschefs bei dem zweiten Afrika-Gipfel.

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Prigoschin wieder hoffähig?

Russische Medien zeigten sich erstaunt, dass Prigoschin, der sich unlängst auch mit Putin im Kreml ausgesprochen hatte, offenkundig wieder hoffähig geworden ist. Von dem Geschäftsmann, der in die Kamera lächelte, gab es zunächst keine Stellungnahme.

Das Foto wurde vielfach geteilt in den sozialen Netzwerken - auch in Kanälen, die Wagner nahestehen. Lokalmedien berichteten allerdings, dass der Wagner-Chef das Treffen in seinem Trezzini Palasthotel abgehalten habe und nicht auf dem Expoforum selbst, wo der Gipfel unter massiven Sicherheitsvorkehrungen organisiert wird.

Prigoschin ist mit seiner Privatarmee, die zuletzt ein Lager in Belarus bezog, in vielen afrikanischen Staaten im Einsatz, um dort neben seinen eigenen geschäftlichen auch noch russische Interessen zu vertreten. Putin hatte ihm nach dem Aufstand, bei dem Wagner-Kämpfer zahlreiche russische Piloten töteten, Straffreiheit gewährt.

Im Gegenzug sicherte die Wagner-Armee eine Übersiedlung ins benachbarte Belarus zu. Die Militärführung in Minsk hatte mitgeteilt, dass Prigoschins Söldner in Belarus nun auch für die Ausbildung von Soldaten zuständig seien - und etwa ihre Kampferfahrungen aus dem Krieg gegen die Ukraine vermitteln sollen.

Afrika-Gipfel: Putin als großer Helfer in der Not

Russland will bei seinem zweiten Afrika-Gipfel, der gestern, Donnerstag, in St. Petersburg begonnen hat, die Zusammenarbeit mit den Staaten des Kontinents ausbauen.

Den Gipfel hat Putin minutiös durchorganisieren lassen. Vertreter aus den meisten der 54 Staaten des Kontinents liefern glanzvolle Bilder. Putin will mit ihnen zeigen, dass er trotz der blutigen Invasion in das Nachbarland international nicht isoliert ist.

Da soll auch nicht ins Gewicht fallen, dass angesichts seines Kriegs viele afrikanische Staats- und Regierungschefs abgesagt und stattdessen nur Stellvertreter geschickt haben.

Am ersten Tag des Gipfels inszenierte sich Putin erwartungsgemäß als Helfer in der Not, der nicht nur die ukrainischen Lieferungen ersetzen, sondern Getreide auch kostenlos bereitstellen will.

Dafür gab es viel Applaus, nachdem Putins Gäste zuvor noch negative Folgen des Krieges auf die Ernährungssicherheit in der Welt kritisiert hatten. Zwar beklagt Russland immer wieder, die vom Westen verhängten Sanktionen behinderten den eigenen Export von Getreide, Nahrung und Düngemittel.

Trotzdem laufen die Ausfuhren. Doch Putin selbst sagt, 2022 habe Russland 11,5 Millionen Tonnen Getreide nach Afrika exportiert, in den ersten sechs Monaten dieses Jahres fast zehn Millionen Tonnen.  In der laufenden Saison - 1. Juli 2023 bis 30. Juni 2024 – erwartet Russland ein Exportpotenzial von bis zu 55 Millionen Tonnen Getreide, vor allem Weizen. 

Seinen Gipfel will Putin auch nutzen, um die Zusammenarbeit in militärischen Fragen auszubauen. Schon seit Langem entsendet Moskau russische Militärausbilder.

Nach Angaben des der Friedensforscher am Peace Research Institute Frankfurt (PRIF) bezieht sich Russlands Unterstützung für Afrika aber vor allem auf drei Bereiche: Rüstung, Nachrichtendienste und Propaganda.
 

Viele afrikanische Staaten sehen keinen Konflikt darin, gleichzeitig Partnerschaften mit Europa, China und Russland zu verfolgen. Besonders Südafrika, das mit Russland, China, Indien und Brasilien die Brics-Staatengruppe bildet, wird wegen seiner Russland-Nähe vom Westen mit Skepsis betrachtet.

Allerdings hatte Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa angekündigt, den Gipfel auch nutzen zu wollen, um einen Friedensplan zwischen Russland und der Ukraine voranzutreiben. Putin hat bestätigt, dass er zu solchen Gesprächen bereit sei.

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