Der Einwanderung, die er als Frankreichs Hauptproblem sieht, ordnet er allen anderen Themen unter. Das kommt an.
Sollte Zemmour kandidieren, kann er neuen Umfragen zufolge mit bis zu 17 Prozent der Stimmen rechnen. Manche Erhebungen sehen ihn sogar bereits in der Stichwahl und vor Marine Le Pen. Ohne Zemmour würde sie demnach bis zu neun Prozentpunkte mehr erreichen. Auch den Republikanern, deren Kandidat noch nicht feststeht, droht er Stimmen wegzunehmen.
Doch will der Mann, den manche als „französischen Donald Trump“ bezeichnen, wirklich antreten – oder geht es ihm nur um Werbung für sein neues Buch „Frankreich hat noch nicht sein letztes Wort gesprochen“? Dass die Medien ausgiebig über seine Absichten rätseln, amüsiert ihn sichtlich. „Ich beobachte, ich analysiere, ich werde meine Entscheidung zu dem für mich idealen Zeitpunkt treffen“, sagte er dem Nachrichtensender CNews.
Bis vor Kurzem moderierte Zemmour selbst eine Talkshow bei CNews – hier konnte der Sohn jüdischer Algerienfranzosen („Pieds-noirs“), die nach dem Algerienkrieg nach Frankreich kamen, seine Thesen verbreiten. Doch seit die oberste Rundfunk-Regulierungsbehörde entschied, dass seine Redezeit gezählt werden müsse, beendete der Sender die Zusammenarbeit.
Denn es erscheint immer offenkundiger, dass Zemmour eine Kandidatur vorbereitet. Er hat sich ein Beraterteam zusammengestellt, sammelt Spenden und ließ Plakate mit der Aufschrift „Zemmour Präsident“ drucken. Derzeit tourt er durch das Land, offiziell um sein Buch vorzustellen. Die Auftritte wirken wie Wahlkampfveranstaltungen, bei denen seine Fans die „Marseillaise“ anstimmen. Viele bewundern sein umfassendes Wissen über Frankreichs ruhmreiche Geschichte, auch wenn Historiker auf seine häufigen Verdrehungen hinweisen.
Seine Fans stört es auch nicht, dass ihr Held bereits wegen Aufstachelung zum Rassenhass verurteilt wurde, unter anderem für die Behauptung, dass Arbeitgeber das Recht hätten, Araber oder Schwarze abzulehnen. Von afrikanischen Einwanderern sagte Zemmour pauschal, sie vergewaltigten und töteten Frauen.
Solche Aussagen kämen Marine Le Pen nicht über die Lippen. Die 53-Jährige bemüht sich seit Jahren um eine „Entteufelung“ ihrer Partei. So sagte sie, der Islam sei vereinbar mit der französischen Republik. Manchen ist sie längst zu soft, auch ihrem Vater, Parteigründer Jean-Marie Le Pen. „Marine hat ihre starken Positionen aufgegeben und Eric besetzt den Platz, den sie verlassen hat“, erklärte der 93-Jährige nun. Sollte Zemmour bessere Gewinnchancen haben, werde er diesen unterstützen. Ihr bleibt nur, vor der „Spaltung des nationalen Lagers“ zu warnen.
Die Erfolgschancen von Zemmour relativiert Frédéric Dabi vom Meinungsforschungsinstitut IFOP allerdings: „Die Präsidentschaftswahl ist ein Langstreckenlauf mit einem finalen Sprint. Wenn er jeden Tag radikale Positionen äußert, kann das seine Glaubwürdigkeit beschädigen.“ Anders als Donald Trump hat Zemmour keine Partei hinter sich – und im Gegensatz zu Präsident Emmanuel Macron auch keine gegründet.
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