Polizistenmord in Italien: Aufregung um gefesselten Verdächtigen

Premier Conte kritisiert das Vorgehen der Polizei. Innenminister Salvini sieht das anders. Indes wurden neue Details zur Tat bekannt.

In Italien haben zwei US-Bürger eine tödliche Messerattacke auf einen Polizisten in Rom gestanden. Ein Foto der Vernehmung, auf dem einer der beiden gefesselt und mit verbundenen Augen zu sehen ist, hat nun eine Debatte über die Vernehmungsmethoden der Sicherheitskräfte ausgelöst. Die Polizeiführung hat eine Untersuchung eingeleitet, die klären soll, warum der junge Mann so behandelt wurde und wie das Foto an die Öffentlichkeit gelangte.

Der italienische Regierungschef Giuseppe Conte kritisierte indes das Vorgehen der Polizei. Es entspreche nicht den rechtlichen Werten Italiens, einen Verdächtigen derart zu behandeln. Verwerflich sei auch das Verhalten derjenigen, welche die Regeln zum Schutz der Privatsphäre verletzt und das Bild im Internet veröffentlichten, kritisierte der früher als Rechtsanwalt tätige Conte. Italien sei ein Rechtsstaat, man dürfe nicht emotional auf den Mord reagieren. Für den Strafbestand Mord sieht laut Conte das italienische Rechtssystem eine lebenslängliche Haftstrafe vor.

Wenig Verständnis für die Debatte zeigt hingegen Italiens Innenminister Matteo Salvini: "Wer sich wegen der Fesselung eines Festgenommenen beklagt, darf nicht vergessen, dass das einzige Opfer ein Staatsdiener ist, der im Dienst für die Öffentlichkeit gefallen ist", so Salvini auf Twitter.

Salvini forderte außerdem Zwangsarbeit im Gefängnis für die Täter und meinte, in den USA - Heimat der beiden - gebe es die Todesstrafe.

Polizistenmord in Italien: Aufregung um gefesselten Verdächtigen

Italiens Innenminister Matteo Salvini bei der Beerdigung des Carabiniere

Starker Andrang bei Begräbnis

Über tausend Personen haben sich indes am Montag an der Trauerzeremonie für Mario Cerciello Rega beteiligt. An der Trauerzeremonie in Regas Heimatort Somma Vesuviana bei Neapel beteiligten sich hochrangige Vertreter der Politik und der Sicherheitskräfte.

Die Trauerzeremonie fand in derselben Kirche statt, in der der 35-jährige Carabiniere erst vor wenigen Wochen geheiratet hatte. Ein langer Applaus ertönte, als der Sarg von sechs Carabinieri in Uniform in die Kirche getragen wurde.

Tatwaffe war ein Bajonett

Inzwischen laufen die Ermittlungen um die Bluttat auf Hochtouren, der die italienische Öffentlichkeit schwer erschüttert hat. Rega wurde erstochen, als er die US-Amerikaner wegen eines Taschendiebstahls festnehmen wollte. Er wurde mit elf Messerstichen getötet. Der Täter ist ein geständiger 19-jähriger US-Bürger, der mit einem Freund aus San Francisco nach Rom gereist war. Für den Mord verwendete er ein Bajonett nach Modell jener, die US-Marines nutzen.

Die römischen Ermittler schlossen aus, dass der Täter sich die Waffe in Rom besorgt hatte. Noch unklar ist, ob er das Bajonett aus den USA nach Rom mitgebracht hatte, ohne dass es bei Kontrollen auf den Flughäfen aufgefallen war.

Attacke nach Diebstahl

Die jungen Männer sollen zuvor einem italienischen Drogendealer den Rucksack gestohlen haben, nachdem dieser ihnen statt Kokain Aspirin angeboten hatte. Dem Opfer hätten sie angeboten, gegen 100 Euro und ein Gramm Kokain den Rucksack wiederzubekommen. Am vereinbarten Treffpunkt nahmen Polizisten die Diebe in Empfang. Doch dann kam es zum Angriff. Der Tatverdächtige erklärte, er habe den Carabiniere für einen Dealer gehalten, Angst gehabt und ihn angegriffen. Am Abend der Bluttat hatten die beiden Drogen und Alkohol eingenommen. Dies könne die Gewalt erklären, mit dem der Verdächtige auf den Carabiniere losgegangen sei.

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