Obwohl zur Quarantäne verdonnert, hatte der Wirtschaftsliberale mit Grünanstrich im Wahlkampf auf soziale Medien weitgehend verzichtet. Bewusst inszenierte er sich als Gegenpol zum twitterwütigen Premier. Der beschimpft Journalisten gerne öffentlich und wüst. Golob hingegen will kein Twitter-Profil. Und auch sein Image als politischer Neuling – im Unterschied zum Mehrfach-Premier Janša – strich Golob immer wieder hervor.
Dabei ist der frühere Spitzenmanager alles andere als ein unbedarfter Quereinsteiger. Vor 20 Jahren war er bereits Staatssekretär, in seiner Heimatstadt Nova Gorica sitzt er seit Jahren im Stadtrat; bei mehreren, eher links angesiedelten Parteien spielte er in den hinteren Reihen mit.
Bequeme Mehrheit
Zusammen mit den Sozialdemokraten verfügt Golobs grün-liberale „Freiheitsbewegung“ nun über eine bequeme Mehrheit von 49 der insgesamt 90 Sitze in Sloweniens Parlament.
Die Wähler-Woge, die Golob nun in den slowenischen Regierungssessel hievt, verdankt er aber vor allem breiter Anti-Janša-Stimmung – und der Mobilisierung zahlreicher NGOs, Aktivisten und ziviler Gruppen gegen den zuletzt immer autoritärer agierenden Premier.Nika Kovac ist eine von ihnen. Die junge Gründerin der NGO „8th March Institute“ rief die Slowenen auf, an die Urnen zu gehen – mit dem Ziel, „die Demokratie in Slowenien wieder herzustellen. Diese Wahl war historisch“, freut sich die 29-jährige Slowenin im Gespräch mit dem KURIER, „dieses Mal waren so viele Menschen wählen wie seit 20 Jahren nicht mehr.“
Von den politischen Inhalten des künftigen Premiers Golob wüssten viele Slowenen wenig, gibt Nika Kovac zu. Die Wähler hätten vor allem gegen den autoritären Stil Janšas und den Einfluss aus Ungarn gestimmt. Ungarns Premier Viktor Orbán steht dem slowenischen Noch-Regierungschef nahe. Wie Orbán versuchte auch Janša immer wieder Polizei, Justiz, Behörden und Medien auf seine Linie zu bringen.
Jetzt soll Golob übernehmen – und der versprach noch am Wahlabend, die Demokratie zu erneuern. Dass der künftige Premier quasi wie aus dem Nichts auftauchte und ihn kaum jemand kennt, stört Nika Kovac nicht. „Wir Slowenen, wir haben diese Kultur der neuen Gesichter“. Schließlich gab es mit Miro Cerar, Marjan Sarec und Zoran Jankovic im letzten Jahrzehnt schon drei Mal ähnliche Blitzstarter. Ihr Erfolg war allerdings von kurzer Dauer.
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