Kaum zwanzig Kilometer weiter, auf einer Flussterrasse oberhalb der Save, liegt ein mittelalterliches Kleinod, Radovljica. Reich an mit Fresken geschmückten Gebäuden aus dem 14. Jahrhundert und gesichert mit Stadtmauer und Wehrgraben, um seinerzeit den Angriffen der Türken zu widerstehen. Im Museum am Hauptplatz, vor aufwendig bemalten historischen Bienenstöcken und untermalt vom geschäftigen Summen der Bienen, erzählt die Führerin Interessantes über die besonders resistente und geschützte Krainer Biene. Der Vater der modernen Imkerei, Anton Janša, wurde hier geboren. Er reiste im Jahr 1768 nach Wien und gründete im Augarten die 1. Bienenzuchtschule. Von dort aus verbreitete sich die „Vollständige Lehre der Bienenzucht“ in der ganzen Monarchie.
Auf dem halben Weg zur Adria liegt die Stadt Idrija, die älteste slowenische Bergbaustadt. Das zweitgrößte Quecksilberbergwerk der Welt lockte schon vor Jahrhunderten Bergleute und Forscher aus ganz Europa an. Die ersten Funde datieren aus dem Jahr 1493. Der Antoniusstollen führt in den für Besichtigungen freigegebenen ältesten Bergwerksteil. Am Eingang erwartet Nina ihre Gäste, die junge Slowenin gibt bei der Führung durch die feuchten und manchmal engen Stollen spannende Einblicke in die fünfhundertjährige Geschichte des Quecksilber-Abbaus. Sie erzählt auch über die schrecklichen Folgen für viele Arbeiter, bei denen die chronische Vergiftung mit Quecksilber zu Nervenleiden führte. Tiefer im Berg kann man in einer dünnen Gesteinsader bei genauer Betrachtung noch winzige Quecksilberkügelchen erkennen, die hinter dickem Glas geschützt werden. Die Produktion von Quecksilber wurde in Idrija 1994 eingestellt. An einer anderen Tradition wird hier festgehalten: Die Frauen der Bergleute haben über die Jahrhunderte das Klöppeln zur Meisterschaft entwickelt und pflegen es noch heute. Seit hundertzwanzig Jahren wird dieses Handwerk in einer eigenen Schule gelehrt, um diese Tradition zu bewahren. Man kann den Frauen bei der Arbeit über die Schulter blicken und die fertigen Kunstwerke als Souvenir erstehen.
Noch wenige Kilometer auf der Straße über den hier so grünen Karst und schon glitzern die Wellen der Adria am Horizont. Bald ragt deutlich sichtbar die Halbinsel mit der Stadt Piran ins Meer. Am Ortsbeginn, in der mehrstöckigen Parkgarage, bleibt das Auto zurück, Piran ist eine einzige Fußgängerzone. Der erste Spaziergang führt auf einen kleinen Hügel zur alten Stadtmauer. Der Aufstieg lohnt sich, von hier hat man den besten Blick über das ganze Städtchen Piran, das sich wie ein mächtiger Finger ausnimmt, der in Richtung Italien weist. Sehr passend zur historischen Beziehung zu Italien. Piran gehörte ab 843 zum italienischen Königreich und stand bis ins 19. Jahrhundert unter der Herrschaft Venedigs.
Enge Gassen führen hinunter ins Zentrum, wo sich am Tartiniplatz ein großes Oval öffnet, benannt nach dem Violinisten Guiseppe Tartini. Ein prächtiges Ensemble mittelalterlicher Bauten umschließt den ehemaligen Marktplatz. Vom Rathaus, dem mächtigsten Gebäude, blickt ein steinerner Löwe herab: der Markuslöwe. Das offene Buch zwischen seinen Vorderpranken bedeutet Friede, er soll an die Serenissima erinnern. Der Rundgang endet mit dem Besuch des Venezianischen Hauses, eines der schönsten Häuser von Piran. Innen reich an antikem Mobiliar, sogar die Tafel im Salon ist stilecht gedeckt. Mit einem Glas voll prickelndem Prosecco in der Hand, darf man auf den Eckbalkon treten und aufs Treiben auf dem Tartiniplatz blicken.
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