Die Reaktion aus dem Mitte-Links-Lager kam prompt. Der Vorsitzende der Partei PD (Partido Democrático), Enrico Letta, bezog in einem Interview mit CNN Stellung und forderte den Vorsitzenden der nationalpopulistischen Lega, Matteo Salvini, auf, das vor fünf Jahren mit Putins Partei „Vereinigtes Russland“ unterschriebene Abkommen zu kündigen. Weitaus zögerlicher reagierte das Rechts-Mitte-Lager. Salvini konnte sich erst am Abend zu einer Stellungnahme überwinden: „Es wählen die Italiener und nicht die Russen, Chinesen oder Eskimos. Im Ausland können sie sagen was sie wollen, ich bin an Streitereien mit dem Rest der Welt nicht interessiert“, bemerkte er. Berlusconi, den eine enge Freundschaft mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin verbindet, zog es vor, seinen Vize und ehemaligen EU-Parlamentsvorsitzenden Antonio Tajani reden zu lassen. Dieser sagte: „Medwedews Worte sind unangebracht, einzig und allein der internen Propaganda geschuldet. Wir weisen sie entschieden zurück. Sie werden keine Auswirkungen auf die Wahlen haben.“
Dass Moskau die Wahlkämpfe zu beeinflussen versucht, ist nichts Neues – nicht nur in Europa. In den US-Präsidentschaftswahlen 2016, in denen Donald Trump gegen Hillary Clinton antrat und knapp gewann, gab es vermehrte Hackerangriffe seitens des russischen Militärnachrichtendienstes. Der folgenschwerste war die Offenlegung heikler Clinton-E-Mails.
Es ist aber Europa, das den Kreml besonders interessiert und wo man nicht müde wird, nach Verbündeten zu suchen. Zum Beispiel durch Abkommen wie mit der FPÖ, die 2016 – also schon ein Jahr vor der Lega – ein solches mit Putins Partei „Einiges Russland“ unterschrieben hat und das bis 2026 gültig ist (und seitens der FPÖ nicht verlängert wird). Oder durch finanzielle Unterstützungen wie jene für Marine Le Pens rechtsextreme Partei „Rassemblement National“. Ihr wurde im November 2014, kurz nach der Krim-Annexion, ein Neun-Millionen-Euro-Kredit für den Wahlkampf gewährt.
Auch mit dem radikaleren Flügel der rechtsextremen deutschen AfD sind die Beziehungen eng, wie die Debatten im Bundestag nach Russlands Angriff auf die Ukraine zeigen. Immer wieder melden sich AfD Abgeordnete zu Wort, die zugunsten Russlands intervenierten und die Abschaffung der Sanktionen fordern. Außerdem soll der Kreml versucht haben die AfD mit Geld zu ködern.
Ob der Kreml die Wahlen in Italien beeinflussen wird, hängt von den Parteien ab. Diese sind im Moment noch mit sich selbst beschäftigt, während Medwedew mit seiner Meldung die Frage aufwirft: Wer ist gewillt, für die Ukrainer zu frieren?
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