PKK-Kämpfer starten Rückzug
Nach über drei Jahrzehnten steht der bewaffnete Konflikt um die nach Autonomie strebenden Kurdengebiete vor dem Ende. Die Führung der Terrorgruppe "Arbeiterpartei Kurdistans" (PKK) hat am heutigen Donnerstag mitgeteilt, dass ihre Kämpfer am 8. Mai mit dem Rückzug aus der Türkei beginnen werden. "Der Abzug wird nach und nach in Gruppen erfolgen und soll schnellstmöglich abgeschlossen sein", sagte der amtierende PKK-Chef Murat Karayilan am Donnerstag nach Angaben der pro-kurdischen Nachrichtenagentur Firat News.
Rückzug in den Nordirak
Rund 1.500 PKK-Kämpfern halten sich derzeit in den Bergen im Osten der Türkei versteckt. Sie sollen nun aus der Türkei in den Nordirak gehen. Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hatte den Rebellen mehrfach zugesagt, die türkische Armee werde sie beim Rückzug nicht angreifen.
Vorausgegangen waren dieser Ankündigung Friedensverhandlungen zwischen dem inhaftierten PKK-Anführer Abdullah Öcalan und dem türkischen Geheimdienst sowie im März die Ausrufung einer Waffenruhe.
Öcalan verhandelt seit Ende vergangenen Jahres in der Haft mit dem türkischen Geheimdienst MIT über eine friedliche Beilegung des Kurdenkonflikts, dem seit 1984 mehr als 40.000 Menschen zum Opfer gefallen sind. Im Gegenzug für das Ende des bewaffneten Kampfes fordert Öcalan die Garantie kurdischer Rechte durch den türkischen Staat.
Die Kurdengebiete sind nicht genau begrenzt, erstrecken sich über Türkei, Iran, Irak und Syrien.
27. November 1978: Öcalan gründet mit einigen Dutzend Gleichgesinnten die marxistische PKK.
12. September 1980: Die türkischen Militärs putschen sich an die Macht und verstärken in den Folgejahren erheblich die Repression gegen die Kurden. Öcalan verlässt die Türkei ein Jahr nach dem Staatsstreich.
15. August 1984: Die PKK beginnt mit zwei Anschlägen im türkischen Südosten ihren bewaffneten Kampf. Das ursprüngliche Ziel der Errichtung eines eigenen Kurdenstaates wird im Laufe der Jahre aufgegeben.
19. Juli 1987: Das türkische Parlament verhängt wegen des PKK-Aufstands das Kriegsrecht über Teile Südostanatoliens. In einigen Gebieten bleibt der Ausnahmezustand bis zum 30. November 2002 in Kraft.
24. Mai 1993: Die PKK tötet 33 unbewaffnete türkische Soldaten in einem der folgenschwersten Einzelanschläge der Rebellen.
9. Oktober 1998: Öcalan muss sein Versteck in Syrien verlassen, nachdem die Türkei dem Nachbarstaat mit Krieg gedroht hatte.
15. Februar 1999: Öcalan wird von türkischen Agenten in der kenianischen Hauptstadt Nairobi gefasst und auf die türkische Gefängnisinsel Imrali gebracht.
29. Juni 1999: Nach einem Hochverratsprozess auf Imrali wird Öcalan zum Tode verurteilt. Die Strafe wird nach Abschaffung der Todesstrafe in der Türkei 2002 in lebenslange Haft umgewandelt.
1. September 1999: Die PKK ruft eine Waffenruhe aus, die mit Unterbrechungen bis 2005 hält.
5. April 2004: Die EU stuft die PKK offiziell als Terrororganisation ein.
13. August 2005: Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan räumt als erster türkischer Regierungschef die Existenz eines "Kurdenproblems" ein.
4. Oktober 2006: 15 türkische Soldaten und 23 PKK-Kämpfer sterben bei einem PKK-Angriff auf einen Militärposten im türkischen Grenzgebiet zum Irak und zum Iran.
26. September 2011: Erdogan informiert die Öffentlichkeit über gescheiterte Geheimverhandlungen mit der PKK in der norwegischen Hauptstadt Oslo.
28. Dezember 2012: Erdogan gibt den Beginn neuer Friedensverhandlungen zwischen dem türkischen Geheimdienst MIT und Öcalan auf Imrali bekannt.
3. Januar 2013: Erste ranghohe Kurdendelegation besucht Öcalan auf Imrali.
23. Februar 2013: Zweite Kurdendelegation bei Öcalan. Der PKK-Führer stellt die Freilassung von Gefangenen in Aussicht, die von seiner Organisation festgehalten werden.
24. Februar: Die Zeitung "Radikal" berichtet, dass Öcalan die PKK zu einem Waffenstillstand aufrufen will und nennt als mögliches Datum das kurdische Neujahrsfest Newroz.
21. März: Öcalan lässt zum Newroz-Fest vor Kurdenvertretern in Diyarbakir seinen Aufruf zum Waffenstillstand verlesen.
8. Mai: Die PKK-Kämpfer beginnen ihren Rückzug aus der Türkei.
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