Bombenterror: Pakistanis trotzen der Gewalt
„No Fear“ – „Keine Angst“, stand auf Englisch auf dem Rücken der schwarzen Hemden der Sicherheitskräfte vor den Wahllokalen zu lesen. Tatsächlich ließen sich Millionen Pakistanis am Samstag, dem Wahltag, nicht von ihrer Angst vor angekündigten Terrorattentaten abhalten.
Stundenlang standen viele von ihnen – Frauen und Männer streng voneinander getrennt – in langen Schlangen vor den 70.000 Wahllokalen, um ihre Stimme abzugeben. Mit etwa 60 Prozent dürfte die Wahlbeteiligung dieses mal deutlich höher gelegen sein als bei allen Urnengängen zuvor.
Fast 620.000 Sicherheitskräfte waren aufgeboten, um die Wähler zu schützen. Nicht immer gelang es: Mindestens 17 Menschen wurden bei zwei Anschlägen auf Wahllokale in Karachi getötet. Die radikal-islamischen Taliban hatten angekündigt, den Wahlgang mit Selbstmordanschlägen zu bekämpfen. Sie haben allen säkularen Parteien im Land den Kampf angesagt, allein während des Wahlkampfes waren 120 Menschen bei Anschlägen ums Leben gekommen.
Es war vor allem die Hoffnung auf einen Wandel, der die pakistanischen Wähler gestern an die Urne trieb. Die bisherige Regierung von Asif Ali Zardari stand vor ihrer Abwahl.
Politisches Kunststück
Dem Witwer der getöteten Ikone Benazir Bhutto und seiner Volkspartei (PPP) war zwar das Kunststück gelungen, erstmals in der Geschichte Pakistans eine Regierung bis zum Ende ihrer Legislaturperiode zu führen. Doch Pakistan steckt in einer schweren Wirtschaftskrise, die Korruption wuchert, der ständige Terror durch die Taliban, Energieknappheit und bittere Armut machen den 182 Millionen Menschen im Land zu schaffen.
Beste Aussichten, Premier zu werden, hat der frühere Premier Nawaz Sharif. Seine Muslimliga (PML-N) gilt als gemäßigt religiös, der Einfluss der Streng-Konservativen dürfte unter seiner Regierungszeit aber zunehmen. Als möglichen Koalitionspartner könnte sich Sharif den früheren Cricket-Star und nunmehr zum geläuterten Muslim gewandelten Imran Khan ins Boot holen. Dieser hatte im Wahlkampf zuletzt stark aufgeholt – besonders bei den Jungen. Diese stellen immerhin 60 Prozent der Bevölkerung.
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