Imran Khan. Kandidat mit Star-Bonus
Er gibt sich gerne als hemdsärmeliger Patron. Und in die Rolle des Landesvaters zu schlüpfen, fällt ihm nicht schwer. Imran Khan ist ein Nationalheld. Pakistans bekanntester und erfolgreichster Cricket-Spieler. Einst war er Kapitän der Nationalmannschaft, jetzt will er Regierungschef werden. Und Umfragen geben ihm gute Chancen – wobei Vorwahlbefragungen in Pakistan mit Vorsicht zu genießen sind.
Aber so viel ist klar: In die Parlamentswahlen am kommenden Samstag geht Khan aus den Reihen der Opposition als einer der zwei Favoriten – ausgestattet mit einem großen Sympathie und Starbonus vor allem bei jungen Wählern. Und vor allem die werden als ausschlaggebende Kraft betrachtet.
Dabei ist einigermaßen unklar, wofür der Selfmade-Man Khan im Speziellen steht. Selbst hatte er die Losung eines „dritten Weges“ zwischen Wirtschaftswachstum und Armutsbekämpfung ausgegeben. Ein Ende der Militäroperationen in den halbautonomen Stammesgebieten an der Grenze zu Afghanistan will er und Frieden mit den Taliban, die weite Teile dieser Gebiete kontrollieren.
Seine Partei PTI sieht sich als soziale Bewegung, die die volle Entwicklung Pakistans zu einem friedlichen Land anstrebt, in dem sich jedes Individuum voll entfalten kann. Verhindert worden sei das bisher durch eine korrupte Elite und unfähige Politiker und die USA. Einer von Khans Sprechern fasste das PTI-Programm gegenüber dem KURIER einmal so kurz: „Moderne Sozialpolitik, aber unter Wahrung religiöser Werte.“
Kritiker sehen aber vor allem zwischen solch populistischen Schönwetteransagen und Khans Umgang mit Extremisten eine Diskrepanz, die früher oder später zum Problem werden muss. Denn jeder auch nur im entferntesten möglicher Kompromiss mit den Talebs steht in krassem Widerspruch zu Khans deklariertem Ziel eines Staates der persönliche Freiheiten garantiert. Und konkrete Vorschläge blieb er schuldig.
Seine Distanzierung von den Militäraktionen und sein Bekenntnis zur Wahrung islamischer Werte verschaffte Khan dabei vor allem einen klaren Vorteil im Wahlkampf. Während sich säkulare und liberale Parteien mit einer Welle von Angriffen und Anschlägen konfrontiert sahen, konnte Khan ungehindert durchs Land ziehen. Auf der Liste jener Parteien, die die Taliban zum Zielen erklärten, steht Khans PTI nicht. Und manche werfen ihm daher in Anspielung auf die langen Bärte der Talebs vor, er trage zwar keinen, habe aber im Kopf einen Bart.
Khans Kampagne wurde dann durch den Unfall bei einer Wahlkampfveranstaltung jäh unterbrochen. Die Wahl wird er vom Krankenbett aus verfolgen. Politisch geschadet hat ihm der Sturz scheinbar nicht. Eher im Gegenteil.
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