Die Stadtverwaltung hat deshalb die Zentralregierung in Peking um Hilfe geben. Dort schrillen bereits die Alarmglocken, die Zentralregierung fürchtet, dass die Welle überschwappen könnte. Das wäre auch für China das Ende der Zero-Covid-Politik.
Präsident Xi Jinping will das jedoch keinesfalls zulassen: Die zuständigen Behörden der Volksrepublik "müssen die Hongkonger Regierung umfassend unterstützen". So soll China bei der Ausweitung der Testkapazitäten und dem Bau von temporären Isolations- und Behandlungseinrichtungen unterstützen. Auch soll China medizinische Ausrüstung und Nahrungsmitteln und Güter des täglichen Bedarfs schicken.
Bei politischen Beobachtern wächst aber nun die Sorge, dass China den Omikron-Ausbruch nutzen könnte, um seinen Zugriff auf die Sonderverwaltungszone auszubauen.
Hongkong "zu westlich"
China hat seine Kontrolle über die einst vergleichsweise liberale Sonderverwaltungszone infolge der Demokratieproteste Anfang 2019 immer weiter verschärft. Im Juli vergangenen Jahres trat ein strenges sogenanntes Nationales Sicherheitsgesetz in Kraft, das viele der bisherigen Freiheiten abschaffte. In der Folge wurden zahlreiche Oppositionspolitiker und Journalisten verhaftet, Fachkräfte wanderten ab, Hongkong kämpft gegen einen Braindrain, der sich nun beschleunigen könnte.
In den chinesischen Medien wird Hongkong für sein Krisenmanagement regelmäßig kritisiert: Es sei zu "westlich orientiert", heißt es dort und habe dazu beigetragen, dass die "Verteidigungslinie durchbrochen wurde".
Danny Lau, Ehrenvorsitzender der Hong Kong Small and Medium Enterprises Association, sagte der Nachrichtenagentur Bloomberg: "Ich glaube, die meisten Regierungsbeamten wissen, dass es unmöglich ist, Zero-Covid aufrechtzuerhalten, aber sie können nichts daran ändern, weil sie Chinas Politik folgen müssen."
Frust und Wut
In der Bevölkerung Hongkongs wachsen jedenfalls Frust und Wut über die Politik der Regierung. Die Auflagen in der Stadt sind weitaus strikter als auf dem chinesischen Festland. Enge Kontakte von Infizierten müssen sich jetzt zu Hause isolieren, überwacht von einem elektronischen Armband. In der Öffentlichkeit dürfen sich nicht mehr als zwei Personen treffen, auch auf der Straße gilt Maskenpflicht, und Restaurants müssen um 18 Uhr schließen. Fitnesscenter, Schwimmbäder und Golfklubs sind bereits seit Wochen geschlossen.
Schwierig ist die Lage auch deshalb, weil nur knapp über 34 Prozent der über 80-Jährigen geimpft sind. Von den 70–79-Jährigen sind über 63 Prozent geimpft. Zu Beginn der Impfkampagne hatte es bei den Älteren einige Todesfälle nach Impfungen gegeben. Die Verunsicherung unter den Alten ist groß. Hongkong verwendete vor allem den chinesischen Impfstoff Coronavac, empfahl aber später Auffrischimpfungen mit Biontech. Der chinesische Impfstoff ist hochumstritten – aus medizinischen, aber auch aus politischen Gründen: Was vom Festland stammt, gilt vielen Bürgerinnen und Bürgern grundsätzlich als fragwürdig.
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