Neue Proben: Hat das Coronavirus seinen Ursprung doch in einem Labor?

CHINA-HEALTH-VIRUS
Noch immer ist nicht geklärt, wie die Pandemie ihren Anfang nahm. Eine neue Studie deutet auf eine nicht natürliche Übertragung hin.

Nahm das Coronavirus seinen Ursprung im Labor oder sprang es von Wildtieren auf den Menschen über? An dieser Frage scheiden sich seit Beginn der Pandemie die Geister.

Eine neue Studie deutet darauf hin, dass Ersteres der Fall ist. Wissenschafter haben Spuren des Coronavirus gefunden, die die Theorie stützen könnten, dass die Pandemie durch ein Leck in einem Labor ausgelöst wurde. Die Studie erschien als Preprint, ist also noch nicht von anderen Wissenschaftern und Wissenschafterinnen begutachtet worden.

Die Entdeckung, die von einem ungarischen Team bei der Analyse von Bodenproben aus der Antarktis gemacht wurde, gibt Hinweise, dass das Coronavirus nicht auf natürliche Weise von Wildtieren auf den Menschen übergesprungen sein könnte. Es handelt sich um eine einzigartige entdeckte Variante.

"Plausible Hypothesen"

Außerdem fanden die Forscher und Forscherinnen genetisches Material von chinesischen Hamstern und Grünen Meerkatzen (Anm.: einer Affenart), was darauf hindeuten könnte, dass das Virus in einem Labor untersucht wurde. Die Versuche könnten sowohl an den Tieren selbst oder mit ihren Zellen stattgefunden haben. Beide Tierarten werden häufig für Untersuchungen des Coronavirus eingesetzt.

Da drei Schlüsselmutationen gefunden wurden, die für die frühesten Sequenzen des Virus charakteristisch sind, könnte dies für die sogenannte Lab-Leak-Theorie sprechen, sagte Matt Ridley, der das Buch "Viral: The Search for the Origin of Covid-19" geschrieben hat, gegenüber der Daily Mail.

Bereits im vergangenen Herbst hatte der Leiter der WHO-Mission in Wuhan die Labor-Theorie als "wahrscheinlichere Hypothese" bezeichnet. Peter Ben Embarek hält es für möglich, dass sich ein Labormitarbeiter bei der Probenentnahme während der Forschung mit Coronaviren infiziert hatte. Er ging jedoch von einer Infektion über eine Fledermaus aus. Direkte Beweise für diese Hypothese wurden allerdings nicht gefunden.

Neben der WHO beschäftigt sich auch der US-Geheimdienst eingehend mit der Frage des Ursprungs. Im September 2021 kam man jedoch zu keinem eindeutigen Schluss: Sowohl die Übertragung von Tier zu Mensch als auch ein Laborunfall seien "plausible Hypothesen".

Drosten sieht Wildtiermarkt als Ursprung

Auch der deutsche Virologe Christian Drosten möchte noch nicht ausschließen, dass das Virus in einem Labor entstanden sein könnte. "Es gibt nichts, was es nicht gibt, sagte er kürzlich in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Der Experte hält es jedoch für wahrscheinlicher, dass die Wildtiermärkte im chinesischen Wuhan Auslöser für die Pandemie gewesen sind: "Wir kennen das SARS-1-Virus, das zur gleichen Art gehört wie SARS-CoV-2. SARS-1 stamm von Fledermäusen und ging über Schleichkatzen und Marderhunde als Zwischenwirte auf den Menschen über. Wahrscheinlich erst in den Zwischenwirten veränderte sich das Virus dann so, dass es auch Menschen befallen konnte."

Außer Frage steht für Drosten jedoch, dass von Wildtiermärkten eine Gefahr für künftige Pandemien ausgeht.

Zumindest eine Theorie schließt der US-Geheimdienst aus: Dass das Coronavirus als "biologische Waffe" entwickelt worden ist.

Ob die Frage nach dem Ursprung jemals abschließend geklärt werden kann, ist fraglich. China zeigt sich – wenig überraschend – in Sachen Transparenz wenig kooperativ.

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