Russische Stimmen zu den Panama Papers

Die Steueroasen-Affäre reiche für die Einleitung von einem Dutzend Strafverfahren.

Ein weiterer Freund Putins habe sich als Multimillionär geoutet, ätzt die Moskauer Wirtschaftszeitung Wedomosti und meint den Cellisten Sergei Roldugin, dem die Panama Papers eine Schlüsselrolle beim Knüpfen eines Netzwerkes attestieren, mit dessen Hilfe russische Politiker ihr Vermögen über Briefkastenfirmen in Steueroasen im Ausland verschoben haben sollen.

Der Musiker, so das Blatt, sei bisher der einzige der Amigos, der seinen Reichtum mit Anteilen an einer Bank erklärt, die einem weiteren Putin-Freund gehört und es zudem wage den Kremlchef öffentlich Wolodja zu nennen. Die Verkürzung des Vornamens Wladimir ist nur Familienangehörigen und sehr engen Freunden gestattet.

Staatsdiener stopfen sich die eigenen Taschen voll

Die Tatsache, dass ein Musiker, wenn auch ein berühmter, ein Netz von Offshore-Firmen knüpft, über die russische Politiker ihr Geld ins Ausland schaffen, sei milde formuliert "seltsam", man könnte es auch "grotesk" nennen, hieß es bei Radio Echo Moskwy. Bei den Enthüllungen, empörte sich ein Blogger namens Mustang auf der Website des Senders, gehe es um russische "Staatsdiener, die wir nicht angeheuert haben, damit sie sich die eigenen Taschen vollstopfen, sondern dafür, dass in Russland blühenden Landschaften entstehen".

Das von westlichen Medien veröffentlichte "Kompromat" – der Begriff stammt aus dem Neurussischen und meint kompromittierendes Material – reiche für die Einleitung von einem Dutzend Strafverfahren gegen Vertreter der russischen Machtstrukturen und für eine zweiwöchige Diskussion in den Medien, hämte Kremlkritiker Alexei Nawalny, der auf seinem Internetportal seit Jahren die krassesten Durchstechereien öffentlich anprangert.

Der Erfolg der Enthüllungen von 2013 habe die ICIJ-Journalisten offenbar zur Wiederholung animiert, schreibt die liberale Tageszeitung Kommersant. Die neue Serie sei jedoch "weit weniger beeindruckend". Die einzige für Russland relevante Neuigkeit sei, dass der unter mysteriösen Umständen in den USA verstorbene Ex-Informationsminister Michail Lessin, der lange bei Putin sehr angesehen war, dann aber in Ungnade fiel, an dem Netz der Offshore-Firmen mitgestrickt haben soll. Die dafür erbrachten Beweise seien schlüssig. Direkte Bestätigungen für Korruptionsaffären, die russischen und ukrainischen Politikern angelastet werden, würden dagegen fehlen.

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