Österreichs letzte Königin mit 90 Jahren gestorben

Österreichs letzte Königin mit 90 Jahren gestorben
Die Kärntnerin Inge Sargent war unter dem Namen Sao Nang Thu Sandi Königin in Burma, bis das Militär 1962 putschte.

In ihrem langen Leben trug sie viele Namen – Inge Eberhard, Sao Nang Thu Sandi, Mahadevi, Inge Sargent – und fast genau so viele Berufsbezeichnungen – Autorin, Menschenrechtsaktivistin, Königin.

Die gebürtige Kärntnerin war Anfang zwanzig, als sie in den frühen Fünfzigerjahren über ein Stipendium der Besatzungsmacht USA die Möglichkeit bekam, in Colorado Maschinenbau zu studieren. Auf einer Studentenfeier traf sie auf den charmanten Burmesen Sao Kya Seng. Schnell wurden die beiden ein Paar – und heirateten ein Jahr später direkt vor Ort in Colorado.

Erst nach ihrem Abschluss, als Inge Eberhard gemeinsam mit ihrem neuen Mann erstmals dessen Heimat Burma besuchte und dort Hunderte Einheimische erwartungsvoll am Hafen von Yangon stehen sah, soll Sao Kya Seng ihr seine wahre Identität gestanden haben: Er war der Prinz und Erbe von Hsipaw, dem wichtigsten der vielen Shan-Königreiche im damals britisch besetzten Burma.

"Himmlische Königin"

„Ich wollte sichergehen, dass du mich aus den richtigen Gründen liebst“, soll der Prinz gesagt haben. Der Schock saß angesichts einer europäischen Prinzessin beim Volk von Hsipaw ebenso tief wie bei Eberhard, die fortan den Namen Sao Nang Thu Sandi annahm. Namensänderungen sind in dem südostasiatischen Land, das heute Myanmar heißt, völlig üblich.

1957 war es dann soweit: Sao Kya Seng wurde zum Chao-Pha (König) von Hsipaw gekrönt, Sao Nang Thu Sandi, die gebürtige Österreicherin, trug damit fortan den Titel Mahadevi (himmlische Königin). Auch beim Volk erfreute sich das Paar wegen der vielen humanitären Projekte in der Region schnell großer Beliebtheit, wie der dänische Schriftstreller Aage Krarup-Nielsen 1960 festhielt: „Ihr Widerstand schmolz dahin, heute lieben sie ihre europäische Mahadevi, und betrachten sie als eine der ihren.“

Flucht nach Wien

Doch das Monarchendasein währte nicht lange. Nur fünf Jahre nach ihrer Krönung übernahm das burmesische Militär unter der Führung von General Ne Win die Kontrolle über das Land. König Sao Kya Seng wurde bei einem Fluchtversuch gefasst und von Soldaten erschossen, Sao Nang Thu Sandi gelang mithilfe der österreichischen Botschaft gemeinsam mit ihren beiden Kindern die Flucht nach Wien.

Jahre Später gründete sie in den USA Spenden- und Menschenrechtsorganisationen, um den Menschen im heutigen Myanmar zu helfen. Ihr zweiter Mann, der US-Amerikaner Howard Sargent, ermutigte sie, ihre Autobiografie zu schreiben, die schließlich 2000 unter dem Titel „Die letzte Mahadevi“ verfilmt wurde.

In dieser Woche gab die Familie bekannt, dass Inge Sargents langes Leben nach fast 91 Jahren in ihrer Wahlheimat Colorado zu Ende ging.

 

Korrektur: In der ersten Version des Artikels wurde Inge Sargents Vorname fälschlicherweise mehrmals als "Irene" angegeben. 

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