Alarmstimmung vor möglichem Raketenstart

A Japan Self-Defence Forces soldier stands near units of Patriot Advanced Capability-3 (PAC-3) missiles at the Defence Ministry in Tokyo April 10, 2013. Japan has deployed ground-based PAC-3 interceptors, as well as Aegis radar-equipped destroyers carrying Standard Missile-3 (SM-3) interceptors in response to North Korea's threats and actions, according to its government. REUTERS/Issei Kato (JAPAN - Tags: POLITICS MILITARY)
Nachdem der Norden Raketen verlegen ließ, gilt bei den Nachbarn erhöhte Bereitschaft.

Noch diese Woche könnte es zu dem befürchteten Raketenstart Nordkoreas kommen. Neben den permanent schärfer werdenden Angriffsdrohungen des kommunistischen Regimes ließ Pjöngjang auch zwei Mittelstrecken-Raketen an die Ostküste des Landes verlegen und installierte sie auf mobilen Abschussrampen. Damit sind sie sofort startklar. Die Raketen könnten theoretisch Ziele in Südkorea, Japan oder eine US-Militärbasis auf der Pazifik-Insel Guam treffen, hieß es aus Militärkreisen.

Alarmstimmung vor möglichem Raketenstart
Übersichtskarte, Factbox - Raketenabwehrsysteme in Südkorea, Japan, auf Guam und auf Kriegsschiffen Grafik 0489-13-Nordkorea.ai, Format 88 x 105 mm
Die Nachbarn Südkorea und Japan sind in höchster Alarmbereitschaft. Südkorea und die verbündeten USA verstärken nun laut Medienberichten ihre militärische Aufklärung, die Wachsamkeitsstufe der gemeinsamen Streitkräfte wurde erhöht. Das gemeinsame US-südkoreanische Kommando in Südkorea rief eine "lebensbedrohliche Situation" aus. Der Alarmzustand wurde von Stufe drei auf Stufe zwei angehoben, berichtete die Agentur Yonhap unter Berufung auf einen hochrangigen Militär. Dies ist die zweithöchste Alarmstufe, Stufe eins gilt den Angaben zufolge nur in Kriegszeiten. Auch Japan hat die Alarmbereitschaft seiner Armee erhöht. Es gelte der absolute Alarmzustand, sagte am Mittwoch in Tokio Verteidigungsminister Itsunori Onodera. Regierungschef Shinzo Abe versprach seinen Landsleuten: "Wir unternehmen die größtmöglichen Anstrengungen, um das Leben unseres Volkes zu schützen und seine Sicherheit zu garantieren."

Abwehranlagen in Tokio

Am Dienstag hatte Japan schon Raketenabwehrvorrichtungen in der Hauptstadt Tokio in Stellung gebracht (siehe Video). Eine PAC-3-Abschusseinheit wurde auf dem Gelände des Verteidigungsministeriums im Stadtteil Ichigaya aufgestellt. Auch an zwei anderen Orten der Millionen-Metropole sollten PAC-3-Anlagen in Stellung gebracht werden. Japan will nordkoreanische Raketen abschießen, sollten diese japanisches Territorium erreichen.

Die USA entsandten ihrerseits strategische Bomber der Typen B-52 und B-2 nach Südkorea. Sie können sowohl konventionelle als auch atomare Waffen tragen. Weiterhin beorderten die USA zwei Kriegsschiffe in die Umgebung der koreanischen Halbinsel. Das US-Militär kündigte außerdem die Stationierung einer weiteren Raketenabwehrstellung auf Guam an.

Zuletzt hatte Nordkorea die Drohungen von Tag zu Tag verschärft. Am Dienstag hatte das Regime von Diktator Kim Jong-Un erneut mit einem Atomkrieg gedroht. Die in Südkorea lebenden Ausländer sollten sich über Schutzräume informieren und ihre Abreise planen. "Im Falle eines Krieges wollen wir nicht, dass in Südkorea lebende Ausländer verletzt werden", erklärte das nordkoreanische Asiatisch-Pazifische Friedenskomitee. Die koreanische Halbinsel steuere auf einen "thermo-nuklearen Krieg" zu, hieß es in der Erklärung. Erst am Freitag hatte die nordkoreanische Führung die Botschaften in Pjöngjang aufgefordert, eine Evakuierung zu prüfen, weil es im Falle eines Krieges die Sicherheit des Personals nicht garantieren könne.

China hat darauf reagiert: Der wichtigste Grenzübergang zwischen zum wichtigsten Handelspartner Nordkoreas wurde für zahlreiche Ausländer geschlossen – hauptsächlich betroffen sind Touristen. Das österreichische Außenministerium will zwar die Einreisebestimmungen nach Südkorea nicht ändern, jedoch mit Österreichern in Südkorea in Kontakt treten und ihnen raten, in die Heimat zurückzukehren. Laut dem Außenamt sind rund 250 Personen als Auslandsösterreicher in Südkorea registriert. Vor Reisen in das abgeschottete Nordkorea, wo der Tourismus straff kontrolliert wird, rät das Außenministerium unterdessen unter dem Titel "hohes Sicherheitsrisiko" klar ab.

"Der Linksblock des ÖGB hat am 2. April einen Protestbrief an die Botschaften der USA und des südkoreanischen Marionettenregimes gesandt, um gegen das von den USA und dem südkoreanischen Marionettenregime veranstaltete Kriegsszenario gegen die Demokratische Volksrepublik Korea (DVRK) ... zu protestieren." Das schrieb die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA am Dienstag. Oliver Jonischkeit, Funktionär des Gewerkschaftlichen Linksblocks, erklärte dazu am Mittwoch auf Anfrage der APA, es habe sich bei dem Protestbrief um ein von ihm verfasstes "privates Schreiben" gehandelt. Er habe damit gegen die amerikanisch-südkoreanischen Militärmanöver protestieren und vor einer Eskalation der Spannungen auf der koreanischen Halbinsel warnen wollen.

Zugleich sprach sich Jonischkeit gegen die "Kriegsrhetorik auf beiden Seiten" aus. Allerdings habe er bisher noch nicht in diesem Sinne an die nordkoreanische Botschaft geschrieben, räumte er ein. Bei dem Brief an die Botschaften der USA und Südkoreas habe es sich um kein Papier des Linksblocks gehandelt, sondern um seine eigene persönliche Initiative, fügte er hinzu. Da er sich gerade im Ausland befinde, könne er den Wortlaut des Briefes nicht der APA übermitteln.

Für die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur war das Schreiben von Jonischkeit jedenfalls ein gefundenes Propaganda-Fressen. "Die Gefahr eines Krieges steigt auf der koreanischen Halbinsel wegen der Schritte der USA und des südkoreanischen Marionettenregimes gegen die DVRK", zitierte die KCNA den angeblichen Wortlaut des Briefes. Bei dem Manöver handle es sich um eine "gravierende Provokation" Nordkoreas und einen "unbesonnen Akt", der Frieden und Sicherheit auf der Welt gefährde. Die USA müssten ihre kriegerischen Handlungen umgehend stoppen und einen Friedensvertrag mit Nordkorea zu schließen, wurde in dem Schreiben laut KCNA gefordert.

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