Nord Stream 1 und 2 offenbar "irreparabel" beschädigt
Es war Sabotage, darüber sind sich fast alle internationalen Politiker schon seit Dienstag einig. Am Mittwoch, dem Tag nach der Entdeckung dreier Lecks entlang der beiden Nord-Stream-Gaspipelines, drangen vor allem aus dem Umfeld der deutschen Bundesregierung neue Informationen an die Medien.
Wie zunächst der Spiegel berichtete, soll die deutsche Bundesregierung bereits von einem „gezielten Anschlag“ ausgehen. Vor einem solchen habe der US-Geheimdienst CIA den deutschen Bundesnachrichtendienst bereits vor Wochen gewarnt.
Obwohl das NATO-Mitglied Dänemark als einer der engsten Partner der USA in Europa gilt, erklärte der dänische Verteidigungsminister Morten Bödskov, dass er im Gegensatz zu Deutschland vorab keine Warnung der CIA bezüglich eines Anschlags erhalten habe. Wie Deutschland hat die dänische Marine Schiffe in Richtung der Gaslecks geschickt.
Rohre können erst in zwei Wochen untersucht werden
Das benachbarte Schweden überlegt sich einen solchen Schritt noch, der sicherheitspolitische Rat tagte am Mittwochabend dazu. Die Regierungen in Stockholm und Kopenhagen stehen in engem Austausch, weil sich die Lecks zwar in den internationalen Gewässern der Ostsee, aber in den ausschließlichen Wirtschaftszonen Schwedens und Dänemarks befinden. Beide Regierungen stufen den Sabotageakt zwar nicht als Angriff auf ihre Länder ein, trotzdem wurde zumindest das schwedische Militär in Bereitschaft versetzt.
Offene Anschuldigungen waren aber auch am Mittwoch von den meisten Verantwortlichen nicht zu hören. „Die Situation ist so ernst, wie es nur geht. Aber ich werde keine Vermutungen darüber anstellen, wer dahinter steckt“ so Dänemarks Regierungschefin Mette Frederiksen. Zuvor müssten die Lecks erst umfassend untersucht werden. Nach Angaben ihres Verteidigungsministers Bödskov dürfte das noch bis zu zwei Wochen dauern, weil aktuell noch zu viel Gas entweiche.
Wie deutsche Medien berichten, geht man in Berlin gerade aufgrund dieser erzwungenen Wartezeit davon aus, dass beide Nord-Stream-Pipelines durch die Lecks irreparabel beschädigt sind. Das viele Salzwasser, dass nun eindringe, mache eine Reparatur in der Zukunft unmöglich, heißt es.
Schuldzuweisung aus Polen
Einzig in Polen scheint man die Schuldigen bereits ausgemacht zu haben: “Vielleicht ist das eine hybride Kriegsführung Russlands gegen die NATO“, mutmaßte der polnische Außenminister Zbigniew Rau am Mittwoch. Sein Ministerium riet darum von jeder Fahrt polnischer Staatsbürger nach Russland ab.
Das NATO- und EU-Mitglied Polen war stets ein Gegner der Nordstream-Leitungen, welche russisches Gas an die deutsche Ostseeküste führen. Am Dienstag wurde darum die „Baltic Pipe“ in Stettin eröffnet, die ab Oktober norwegisches und dänisches Gas liefert. Befürchtungen werden nun an der Weichsel laut, dass die neue Pipeline auch Opfer einer Sabotage werden könnte.
Der Sprecher der russischen Regierung, Dmitri Peskow, wies jegliche Schuldzuweisung vehement zurück: „Es ist ziemlich vorhersehbar dumm und absurd, solche Annahmen zu treffen.“ Die Schäden seien auch für Russland ein großes Problem. „Dieses Gas kostet viel Geld, und jetzt entweicht es in die Luft.“
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