„Nehme Sache selbst in Hand“: Erdoğan droht mit Syrien-Einmarsch
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan gerät in Syrien mehr und mehr unter Druck: Die Truppen der Assad-Regierung haben in den vergangenen Tagen große Gebietsgewinne in der Region Idlib erzielt, dabei auch eine Handvoll türkischer Soldaten getötet. Der Flüchtlingsdruck auf die Türkei wird immer größer - 500.000 Menschen sollen sich bereits an der syrisch-türkischen Grenze befinden.
Nähme Erdoğan sie auf, befänden sich fast viereinhalb Millionen Syrer in der Türkei. Gleichzeitig lief der Angriff auf kurdisches Gebiet in Nordsyrien vergangenes Jahr, nicht nach Plan für den "starken Mann am Bosporus".
Aus diesem Grund sah sich der türkische Präsident zum Handeln gezwungen, bombardierte am vergangenen Montag syrische Stellungen - 76 Assad-Soldaten wurden "neutralisiert". Jedoch: Die syrische Armee marschiert weiter in Idlib ein, bekämpft vor allem El Kaida-nahe Terrormilizen, die Idlib halten und türkische Unterstützung genießen.
Dass auch die russische Luftwaffe täglich Angriffe auf diese Milizen fliegt, bringt Erdogan in eine für ihn unangenehme Situation: Er kann es sich nicht mit den Russen verscherzen, gleichzeitig droht ihm, die Situation endgültig zu entgleiten. Sein Gegenmittel: harte Rhetorik: Die Türkei werde handeln, sollte sich das syrische Militär nicht aus Idlib, bis hinter die türkischen Beobachtungsposten zurückziehen, tönte Erdoğan am Mittwoch. Wenn es nicht noch im Februar abrücke, werde die Türkei gezwungen sein, „diese Sache eben selbst in die Hand zu nehmen“.
Truppenverlegungen
Dass ihm das ernst ist, zeigen große Truppenverlegungen nach Idlib und mehrere Angriffe dschihadistischer, von der Türkei unterstützter Milizen auf Assad und seine Verbündeten. Sollten die Gefechte härter werden und sich türkische Soldaten daran beteiligen, würde Russland unweigerlich in die Kampfhandlungen hineingezogen oder müsste sich zumindest für eine Seite entscheiden. Es liegt sehr nahe, dass das die Seite von Bashar al-Assad sein wird.
Erdoğan kündigte am Mittwoch ebenfalls an, dass die Türkei ihre Militäroffensive östlich des Flusses Euphrat in den kommenden Tagen fortsetzen könnte. Dort hatte sie im Oktober eine international kritisierte Offensive gegen die Kurdenmiliz YPG begonnen, die sie als Terrororganisation betrachtet. Ein Abschnitt der Region steht unter der Kontrolle der Türkei.
Von dort hatten sich die kurdischen Kämpfer zurückziehen sollen. Das sei aber nicht der Fall, sagte Erdoğan. „Wenn in den kommenden Tagen die von uns erwarteten Schritte (...) nicht getan werden, dann werden wir nicht zögern, die Operation Friedensquelle (...) von rechts, links und von unten fortzusetzen.“
Kommentare