US-Geheimdienstchef soll über Waffenruhe und Geisel-Deal verhandeln

Mann geht in Tel Aviv an einer Wand vorbei - mit Bildern der in den Gazastreifen entführten israelischen Geiseln.
Laut Medienberichten soll ein Treffen mit Vertretern Israels, Ägyptens und Katars in Paris geplant sein. Indes zeigt die Hamas zeigt ein Video von drei festgehaltenen Geiseln.

Nach knapp vier Monaten Krieg im Gazastreifen hofft die US-Regierung auf eine neue Abmachung zur Freilassung weiterer Geiseln aus der Gewalt der islamistischen Hamas. Präsident Joe Biden habe am Freitag sowohl mit dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi und dem Emir von Katar, Tamim bin Hamad Al Thani, über das Thema gesprochen, sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, am Freitag in Washington. Man sei hoffnungsvoll, was die Fortschritte angehe.

US-Geheimdienstchef in Paris für Gespräche über Waffenruhe und Geisel-Deal

Unmittelbar bevorstehende Entwicklungen seien aber nicht zu erwarten, fügte Kirby hinzu. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen kommt US-Geheimdienstchef William Burns zudem "in den kommenden Tagen in Paris" mit Vertretern Israels, Ägyptens und Katars zusammen, um über eine Waffenruhe im Gazastreifen und die Freilassung israelischer Geiseln zu verhandeln. Ein Vertreter eines beteiligten Landes bestätigte der Nachrichtenagentur AFP einen Bericht der Washington Post, demzufolge Präsident Biden den CIA-Chef zu Nahost-Verhandlungen nach Europa geschickt hat.

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Die Washington Post hatte am Donnerstag berichtet, Burns wolle den Chef des israelischen Geheimdienstes Mossad, David Barnea, und den ägyptischen Geheimdienstchef Abbas Kamel sowie den katarischen Ministerpräsidenten Mohammed bin Abdelrahman al-Thani treffen. Den Ort des Treffens nannte die Zeitung nicht.

Weder die CIA noch das Weiße Haus wollten die Informationen bestätigen. Kirby verwies darauf, dass Burns bereits an den Verhandlungen über ein Abkommen zur Freilassung von Geiseln Ende November beteiligt gewesen sei und dass er "an unseren Bemühungen zum Abschluss eines weiteren teilnimmt".

105 Geiseln kamen durch Geisel-Deal Ende November frei

Ende November waren im Zuge einer von Katar, Ägypten und den USA vermittelten einwöchigen humanitären Feuerpause 105 Geiseln und 240 in Israel inhaftierte Palästinenser freigekommen. Katar, Ägypten und die USA bemühen sich derzeit um eine weitere Waffenruhe. Auch Bidens Nahost-Berater Brett McGurk führt derzeit Gespräche in der Region.

Hamas veröffentlicht Geisel-Video

Die radikalislamische Hamas hatte am Freitag im Onlinedienst Telegram ein Video veröffentlicht, das mutmaßlich drei als Geiseln im Gazastreifen festgehaltene israelische Frauen zeigt. Zwei der in dem fünfminütigen Video zu sehenden Frauen geben an, israelische Soldatinnen zu sein, bei der dritten handelt es sich nach ihren eigenen Angaben um eine Zivilistin. Die Frauen erklären, dass sie seit 107 Tagen festgehalten werden.

Das lässt darauf schließen, dass das Video bereits am vergangenen Sonntag aufgenommen wurde. Die Veröffentlichung des Videos erfolgte unmittelbar nach einer Entscheidung des Internationalen Gerichtshofs (IGH) in Den Haag, in der Israel dazu aufgerufen wird, bei seinem Militäreinsatz im Gazastreifen jeden möglichen Akt eines "Völkermords" zu verhindern und den Zugang für humanitäre Hilfe in das Palästinensergebiet zu ermöglichen.

Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023

Am 7. Oktober hatte die von der EU und der USA als Terrororganisation eingestufte Hamas einen beispiellosen Überfall auf Israel verübt und israelischen Angaben zufolge 1140 Menschen teilweise brutal getötet. Rund 250 Menschen wurden zudem als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Während Dutzende von ihnen befreit werden konnten, befinden sich nach wie vor 132 Geiseln in der Gewalt der Hamas, von denen 28 mutmaßlich tot sind.

Als Reaktion auf den Angriff startete Israel einen massiven Militäreinsatz im Gazastreifen. Nach Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden seit dem Beginn der Offensive mehr als 26.000 Menschen in dem Palästinensergebiet getötet.

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