Nach Erdbeben: Syriens Präsident Assad besucht Aleppo, USA heben Sanktionen auf

Nach Erdbeben: Syriens Präsident Assad besucht Aleppo, USA heben Sanktionen auf
Während der Machthaber den Nordwesten besucht, gibt es von dortigen Helfern heftige Kritik an den Vereinten Nationen.

Die USA werden für dringend benötigte humanitäre Hilfe nach den verheerenden Erdbeben in der Türkei und Syrien 85 Millionen Dollar (etwa 79 Millionen Euro) bereitstellen. Die Hilfe solle unter anderem Lebensmittel, Unterkünfte, Medizin und Versorgung von Familien umfassen, schrieb US-Präsident Joe Biden am Donnerstag (Ortszeit) auf Twitter. "Unsere Herzen sind bei den Menschen in der Türkei und Syrien", fügte er hinzu.

Damit die Erdbebenhilfe für das vom Bürgerkrieg zerrüttete Syrien trotz der Sanktionen gegen Machthaber Baschar al-Assad möglich ist, erlaubte das US-Finanzministerium für eine Dauer von 180 Tagen alle entsprechenden Transaktionen. 

Al-Assad besucht Krankenhaus in Aleppo

Syriens Machthaber Baschar al-Assad ist unterdessen nach offiziellen Angaben ins Erdbebengebiet gereist. Der Präsident und seine Frau Asma besuchten am Freitag in einer Klinik in Aleppo Opfer des Erdbebens, wie die syrische Präsidentschaft mitteilte. Sie veröffentliche auch Fotos, die die beiden am Krankenbett von Verletzten zeigen.

Am Dienstag hatte das Online-Portal "Middle East Eye" (MEE) unter Berufung auf syrische Quellen und britische Abgeordnete vermeldet, dass syrische Regierungstruppen kurz nach dem Erdbeben von der syrischen Opposition gehaltene Gebiete angegriffen hätten, die von der Katastrophe am Montag schwer betroffen sind.

Demnach sei die 35 Kilometer nördlich von Aleppo gelegene Rebellenstadt Marea angegriffen worden, als Einwohnerinnen und Einwohner versuchten, unter eingestürzten Gebäuden Verschüttete zu retten.

In Syrien war nach Protesten gegen die Regierung 2011 ein Bürgerkrieg ausgebrochen. Assad geht in dem Krieg mit mehr als 350.000 Toten brutal gegen die eigene Bevölkerung vor. Ihm werden etwa Verbrechen gegen die Menschlichkeit angelastet, darunter der Einsatz von Chemiewaffen. Die Regierung von Präsident Baschar al-Assad beherrscht inzwischen wieder rund zwei Drittel des zersplitterten Landes. Sie kontrolliert auch das lange heftig umkämpfte und nun vom Erdbeben hart getroffene Aleppo.

Bis Freitagmorgen wurden mehr als 21.000 Erdbebenopfer in der Türkei und in Syrien gezählt. In Syrien ist vor allem der Nordwesten betroffen. Zusätzlich erschwert dort die politische Lage die Arbeit der Retter.

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Ein Mitglied der syrischen Weißhelme liegt erschöpft inmitten der vom Erdbeben verursachten Zerstörung.

Offenbar keine UNO-Hilfsgüter in Syriens Nordwesten eingetroffen

Im Nordwesten Syriens ist nach Angaben der syrischen Rettungsorganisation Weißhelme bis Freitag keine humanitäre Hilfe der Vereinten Nationen (UN) für die Erdbebenopfer eingetroffen. Der Chef der Weißhelme, Raed Al-Saleh, machte den UN schwere Vorwürfe und appellierte an Regierungen in aller Welt, direkte Hilfe außerhalb der UN zu organisieren. "Die Vereinten Nationen sind auf der Seite der Regierung, nicht der Menschen", sagte Al-Saleh nach Angaben eines Übersetzers.

"Sie sollten sich bei den Menschen entschuldigen." Al-Saleh sprach aus der Region Idlib per Videolink zu Mitgliedern der Vereinigung der UN-akkreditierten Presse in Genf (ACANU). Die Region wird von Aufständischen kontrolliert, die seit zwölf Jahren einen Bürgerkrieg gegen die Regierung in Damaskus führen.

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Nach Angaben von Al-Saleh waren in der Region seit dem Erdbeben am Montag ganze sechs Lastwagen eingetroffen. Dabei handle es sich aber um Hilfsgüter des Welternährungsprogramms (WFP), die schon vor der Katastrophe auf dem Weg waren, wegen logistischer Hürden aber erst mit Verspätung in Atmeh eintrafen. Nach Angaben des WFP sind aber aus Lagern, die bereits in Nordwestsyrien waren, Nahrungsmittel an 24.000 Menschen verteilt worden.

Tausende Familien harrten bei tiefen Temperaturen im Freien aus, ohne Zelte und ohne Nahrungsmittel oder andere Hilfsgüter, sagte Al-Saleh. Das UN-Nothilfebüro OCHA habe mehrfach nach dem Bedarf gefragt, aber nichts geschickt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte am Mittwoch in Genf zwei Frachtmaschinen voller Hilfsgüter für Damaskus angekündigt, aber nach Angaben von Al-Saleh war bis Freitag aus regierungskontrollierten Gebieten nichts in der Region angekommen.

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