Mordfall Lübcke: "Totalversagen" im Umgang mit Neonazi-Szene

Mordfall Lübcke: "Totalversagen" im Umgang mit Neonazi-Szene
Erstmals nach 1945 wurde in Deutschland ein Politiker von Rechtsextremen getötet - heute beginnt der Prozess.

"Hass und Ausgrenzung waren ihm fremd – und in diesem Geist wollen auch wir dafür eintreten, dass Hass und Gewalt keinen Platz in unserer Gesellschaft haben sollen." Wenn Irmgard Braun-Lübcke heute, Dienstag, mit ihren Söhnen ins Oberlandesgericht in Frankfurt kommt, will sie den mutmaßlichen Mördern ihres Mannes Walter Lübcke mit dieser Botschaft entgegentreten. Stephan E. (46), der den Kasseler Regierungspräsidenten auf seiner Terrasse in Wolfhagen-Istha mit einem Kopfschuss getötet haben soll – und Markus H. (44), der als Unterstützer gilt.

Es ist der erste Fall, bei dem im Deutschland der Nachkriegszeit ein Rechtsextremist einen Politiker erschossen hat. Und ein Fall, dessen Vorspiel im Netz stattfand. Walter Lübcke, ein Christdemokrat, setzte sich 2015, als Tausende Geflüchtete nach Deutschland kamen, für Toleranz ein – warb bei einer Bürgerversammlung für die Unterbringung der Menschen. Dort ebenfalls anwesend: Stephan E., kein Unbekannter in der Neonaziszene, der unter anderem schon Asylsuchende attackiert und einen Rohrbombenanschlag verübt hatte.

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