Mord an Enthüllungsreporter: Spuren führen zu Mafia und Regierung

Der ermordete Journalist über Geschäfte von Maria Trošková (Mi.) recherchiert haben
Der ermordete Journalist soll dubiose Geschäfte der Beraterin des Premiers verfolgt haben.

Bisher hat sich hauptsächlich die slowakische Klatschpresse um Maria Trošková gekümmert. Das attraktive Ex-Modell ist seit zwei Jahren Beraterin der Regierung von Robert Fico und gilt als persönliche Assistentin des Premiers. Regelmäßig gab es pikante Berichte über eher private Reisen der beiden, etwa nach Prag.

Die jüngsten Berichte über die 30-Jährige sind allerdings weniger leichtlebig. Es geht um die Hintergründe des Mordes an dem Investigativ-Reporter Jan Kuciak und seiner Verlobten am Wochenende. Wie berichtet war der 27-Jährige in seinem Haus im westslowakischen Galanta aus nächster Nähe erschossen, also regelrecht hingerichtet worden. Die Polizei gab schon unmittelbar nach der Tat bekannt, dass man von einem direkten Zusammenhang mit der Reportertätigkeit Kuciaks ausgehe.

"Italienische Mafia"

Und die richtete sich vor allem gegen einige schwerreiche slowakische Unternehmer und deren enge Beziehungen zur Politik. Zuletzt aber ging es dem Aufdecker des Nachrichtenportals aktuality.skum um besonders heikle Geschäfte – mit der italienischen Mafia.

Man habe gemeinsam bis zuletzt an Investitionen der ´Ndrangheta, des wohl mächtigsten Mafia-Clans, in der Slowakei gearbeitet, erzählte Tom Nicholson, ebenfalls investigativer Reporter, über seine engen Kontakte zu Kuciak gegenüber slowakischen Medien. Dabei ging es unter anderem auch um den Missbrauch von EU-Fördergeldern für die biologische Landwirtschaft. Viele der Mafiosi sollen sich auch in der Gegend um Galanta angesiedelt haben.

An diesem Punkt kommt nach den Recherchen mehrerer slowakischer und tschechischer Medien Maria Trošková ins Spiel. Das Ex-Modell habe noch vor ihrer Zeit in der Politik enge Geschäftskontakte zu mehreren slowakischen Unternehmern gehabt und war für sie tätig. Darunter auch für den ehemaligen Wirtschaftsminister Pavel Rusko, der lange als einer der mächtigsten Männer der Slowakei galt. Rusko, der vor einigen Jahren wegen Mordverdachts verhaftet worden war, taucht immer wieder wegen angeblicher Mafiakontakte in den slowakischen Medien auf. Auch die Verbindungen zur ´Ndrangheta, die der ermordete Kuciak untersuchte, sollen nach Berichten der slowakischen Tageszeitung SME über Rusko gelaufen sein. Trošková unterhielt zu dieser Zeit aber auch persönlich Geschäftskontakte zu Unternehmern aus Italien. Immer wieder tauchen bei diesen oft über mehrere Ecken laufenden Geschäften Politiker der Regierungspartei SMER oder hochrangige Beamte der Regierung auf.

Zurück in die 1990er

Die slowakische Regierung wiederum versichert, alles zu tun, um den Fall verlässlich aufzuklären. Für Hinweise, die die Ermittler auf die Spur der Täter bringen, ist eine Million Euro an Belohnung ausgesetzt.

Doch in der slowakischen Öffentlichkeit, vor allem aber in der Medienbranche wächst das Entsetzen über die Tat. Man sei auf dem Weg zurück in die 1990er-Jahre, als die slowakische Politik als besonders korrupt galt, meint etwa die Aufdeckungs-Journalistin Monika Tódová, die immer wieder mit dem Ermordeten zusammengearbeitet hat: "Ich jedenfalls hätte mir nicht gedacht, dass ich in einem Land lebe, wo man Journalisten ermorden kann."

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