Nazi-Vorwurf: Trump-Berater könnte Staatsbürgerschaft verlieren

Sebastian Gorka, Trumps Berater
Sebastian Gorka wird vorgeworfen, Mitglied der ungarischen Gruppe Vitézi Rend zu sein. Sie steht auf der schwarzen Liste des US-Außenministeriums.

Sebastian Gorka ist in Großbritannien geboren, hat ungarische Eltern und besitzt die US-amerikanische Staatsbürgerschaft. Seit Jänner 2017 ist er im Weißen Haus als Chefberater im Bereich Anti-Terrorismus tätig – und könnte nun zum großen Problem für Donald Trump werden.

Laut einem Bericht der US-amerikanischen Plattform The Forward gehört Gorka nämlich der rechtsextremen Vitézi Rend an, einer Gruppe, die vom US-Außenministerium unter der Kategorie "Organisation unter der Leitung der Nazi-Regierung" eingestuft wird – kurz: Verbündete der Nazis während der deutschen Besetzung Ungarns. Bis 1989 war die Vereinigung in Ungarn verboten. Heute gibt es zwei Nachfolgeorganisationen, die behaupten, die Erben von Vitézi Rend zu sein.

Gorka soll der Gruppe "Historical Vitézi Rend" angehören, die mit der Nazi-Ideologie sympathisiert. Trumps Mitarbeiter hätte einen Treueeid auf Lebenszeit geschworen, werden Gyula Soltész und Kornél Pintér zitiert, zwei hochrangige Mitglieder der rechtsextremen Gruppe. Nach Informationen von The Forward musste Gorka folgenden Schwur ablegen:

"Ich, Vitez [Name], schwöre auf die heilige Krone, dass ich die Ziele des Ordens kenne, und sie für den Rest meines Lebens befolgen werde. Ich habe meine ungarischen Wurzeln nie verraten, und war und bin kein Mitglied einer anti-nationalen Gruppe oder geheimen Organisation. So wahr mir Gott helfe."

Auf eine Anfrage von The Forward reagierte Gorka bisher nicht. BuzzFeed News bekam zumindest die Antwort: "Senden Sie Ihre Anfrage an das Weiße Haus."

Gorka könnte Staatsbürgerschaft verlieren

Vitézi Rend wurde 1920 von Admiral Miklós Horthy, dem Reichsverweser, Antisemiten und Hitler-Verbündeten. Er war mitverantwortlich für die Deportation von 437.000 Juden in deutsche Vernichtungslager 1944. In einem Brief schrieb Horthy seinem damaligen Premierminister Pàl Teleki 1940:

https://images.kurier.at/46-59729397.jpg/252.410.060 REUTERS/LASZLO BALOGH Hungarian opposition activists protest against the Hungarian opposition activists protest against the erection of a statue of wartime leader Miklos Horthy in central Budapest in this November 3,2013 file photo. Hungarian Jewish leaders said on January 21, 2014 they may stay away from commemorations of the Holocaust in 2014 because of resurgent anti-Semitism in a nation that has struggled to come to terms with a wartime role in deporting Jews. To match story HUNGARY-HOLOCAUST/JEWS REUTERS/Laszlo Balogh/Files (HUNGARY - Tags: SOCIETY POLITICS CIVIL UNREST) "Mein ganzes Leben lang war ich ein Antisemit. Ich hatte mit Juden keinen Kontakt. Ich finde es intolerant, dass hier in Ungarn alles, jede Fabrik, jede Bank, jedes Geschäft, jede Zeitung in jüdischer Hand ist."

Heute präsentiert sich die Gruppierung als konservativ und unabhängig, einige Mitglieder sind bekannt für ihre Menschenfeindlichkeit. So wie der ungarische Publizist Zsolt Bayer, der seit 2012 Mitglied von Vitézi Rend ist. In seinen Texten beschimpt er "Zigeuner" als "Tiere, die nicht sein dürfen", Juden als "stinkende Exkremente" und nennt alle Flüchtlinge über vierzehn Jahre "potenzielle Terroristen".

Falls die Mitgliedschaft Gorkas wahr ist, könnte sie sich auf seine US-Staatsbürgerschaft auswirken. Mitglieder von Organisationen, die auf der schwarzen Liste stehen, gelten in den USA als "inakzeptabel". Eigentlich dürften sie gar nicht erst einreisen. Offenbar dürfte Gorka bei seiner Immigration verschwiegen haben, dass er einer "menschenverachtenden, autoritären Gruppe angehört", erklärt Bruce Einhorn, Richter im Ruhestand und jetzt Rechtsprofessor an der Pepperdine University. "Diese Gruppe befürwortet einen rassistischen Nativismus. Er muss mit Konsequenzen rechnen."

Ungarischer Orden seines Vaters

Dass Gorka Sympathien zu rechtsextremen Gruppen hat, ist nicht neu. Beim Inaugurationsball von US-Präsident Trump trug der Mitvierziger den "Orden des Standes der Tapferen", die höchste Auszeichnung des damaligen Königreichs Ungarn. Als er nach der Herkunft gefragt wurde, erklärte Gorka, dass der Orden seinem Vater gehöre, der von ungarischen Kommunisten in den Vierzigerjahren verhaftet und gefoltert worden sei. 1979 hätte er die Auszeichnung erhalten. Sein Vater war vor dem Verbot Mitglied der ursprünglichen Vitézi Rend.

Zur rechtsextremen Plattform Breitbart News sagte Gorka, dass ihn der Orden an die Leiden, die sein Vater "unter den Nazis und Kommunisten ertragen musste", erinnert.

Freund von Bannon

Der gebürtige Brite mit ungarischen Wurzeln kam vor neun Jahren in die USA und bekam 2012 die Staatsbürgerschaft. Er promovierte an der Corvinus Universität in Budapest und arbeitete anschließend für das ungarische Verteidigungsministerium. Er gilt als einer der strengsten Kritiker von Barack Obamas Außenpolitik.

Gorka ist übrigens ein ehemaliger Redakteur von Breitbart News und Freund von Stephen Bannon, Ex-Chef der rechtsextremen Internetplattform und mächtiger Stratege im Team von Donald Trump. Der 46-jährige Gorka gehört zudem der sogenannten Strategic Initiatives Group an, die laut Daily Beast von Bannon persönlich aufgestellt wurde. Die Strategic Initiatives Group soll neben dem Nationalen Sicherheitsrat dem US-Präsidenten Ratschläge zur Außen- und Sicherheitspolitik geben.

Trump reagierte noch nicht auf die Vorwürfe - auch nicht auf Twitter.

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