Mit Tempo 90 geht es in Spanien schon ins Gefängnis

Mit Tempo 90 geht es in Spanien schon ins Gefängnis
Rigorose Limits. Von jetzt an gilt: maximal 30 km/h auf 70 Prozent der städtischen Straßen

„Bei einem Auffahrunfall mit 50 km/h sterben 90 Prozent der Fußgänger, mit 30 km/h sind es 10 Prozent“: Es ist eine überzeugend simple Rechnung, die der Generaldirektor für Verkehr, Pere Navarro, anstellt. Mit Statistiken wie diesen begründet Spaniens Regierung ihre neuen strikten Tempolimits. Seit Dienstag gilt landesweit eine gesetzliche Regelung für Tempo 30 auf allen städtischen Straßen. Ausnahmen gelten nur für Straßen, die in jede Richtung mindestens zwei Spuren haben, also Stadtautobahnen und Schnellstraßen. Gibt es überhaupt nur einen Fahrstreifen, den sich – wie in vielen spanischen Stadtzentren üblich, Fußgänger und Autofahrer teilen, dürfen 20 km/h nicht überschritten werden.

Strenge Strafen

Bemerkenswert ist die Höhe der Strafen, mit denen Überschreitungen geahndet werden. Bis 50 km/h kostet diese 100 Euro, bis 60 km/h schon 300 Euro. Von da an wird es noch dramatischer. Führerscheinentzug droht ab 80 km/h und wer mit 90 km/h durch eine Stadt brettert, landet für mindestens 3 Monate im Gefängnis. Auch Touristen sollten sich in Acht nehmen, Strafen aus Spanien werden auch in Österreich exekutiert.

Wie und wo die Tempolimits im Detail gültig sind, entscheiden im ausgesprochen föderalen Spanien weiterhin selbstständig die Provinzen. Auf 70 Prozent der Straßen, so kalkuliert der spanische Rundfunk, gilt von jetzt an Tempo 30. In der Hauptstadt Madrid etwa gilt schon seit 2018 Tempo 30, allerdings gab es für zahlreiche Straßen Ausnahmen, die jetzt konsequent abgeschafft werden. In Barcelona gibt es Tempo 30 zwar schon seit 2007, dafür aber sind es auch in Zukunft nur 75 Prozent der Straßen, auf denen das Limit gilt.

Brüssel bis Graz

Nicht nur in Spanien, in ganz Europa ist Tempo 30 in den Städten im Vormarsch. So gilt in der belgischen Hauptstadt Brüssel seit Jahresbeginn Tempo 30. In Frankreich sind es vorerst nur einige kleinere Städte, die ein solches Limit flächendeckend eingeführt haben. Das gleiche gilt für das Autoland Deutschland. In Österreich hat Graz Tempo 30 – mit Ausnahme von Hauptstraßen – schon seit 1992, was aber oft zu Rechtsstreits mit Temposündern führte.

Ganz konsequent ist jedenfalls die Stadt Bilbao im spanischen Baskenland. Hier gibt es schlicht keine Ausnahmen von der 30er-Regel – und eine klare Haltung des Bürgermeisters: „Das ist ein Pakt fürs Zusammenleben, wir alle arbeiten zusammen für die Mobilität der Stadt“.

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