Mit Maske in Mekka: Pilgern in Zeiten von Corona

Die Kaaba in Mekka ist das zentrale Heiligtum des Islam
Wegen Corona dürfen heuer nur wenige Gläubige in die saudi-arabische Stadt pilgern – unter strengen Sicherheitsvorkehrungen.

Einmal im Leben nach Mekka zu pilgern, ist einer der größten Wünsche vieler Muslime. Jedes Jahr besuchen Millionen Gläubige aus aller Welt die Geburtsstadt des Propheten Mohammed in Saudi-Arabien. Spiritueller Höhepunkt ist die einmal jährlich stattfindende, fünf bis sechs Tage dauernde Pilgerfahrt Hadsch, die am heutigen Mittwoch beginnt.

Anders als sonst werden sich heuer nicht Hunderttausende Menschen an den Stationen des Hadsch drängen. Wegen der Corona-Pandemie mit bisher 270.000 Infizierten und 2.800 Toten im Land hat die saudische Führung beschlossen, maximal einige Tausend im Königreich lebende Muslime als Pilger zuzulassen – auch mit Blick auf die Bestrebungen von Kronprinz Mohammed bin Salman, das Land unabhängiger vom Erdöl zu machen.

Mekka als Viren-Hotspot könnte dem Ausbau des Pilgertourismus und dem aufkeimenden Tourismus für Nicht-Muslime schaden.

Gewaltige Infrastruktur

In den vergangenen Jahrzehnten ist in der „Ehrwürdigen“, wie die Stadt mit 1,5 Millionen Einwohnern genannt wird, eine riesige Pilger-Infrastruktur entstanden. Im nahen Mina, wo von einer fünfstöckigen Fußgängerbrücke aus symbolisch der Teufel (in Form von drei Steinwänden) gesteinigt wird, wurden 100.000 klimatisierte Zelte für drei Millionen Pilger errichtet.

Die Große Moschee in Mekka, in deren Hof sich das zentrale Heiligtum des Islam, die Kaaba (Haus Gottes), befindet, fasst nach Umbauten mindestens 800.000 Menschen und wird weiter vergrößert. 2010 wurde eine U-Bahnlinie eröffnet, die die Pilgerstätten verbindet.

Mit Maske in Mekka: Pilgern in Zeiten von Corona

Normalerweise reisen während des Hadsch mehr als zwei Millionen gläubige Muslime nach Mekka. Das Umkreisen der Kaaba, des Heiligtums in der Großen Moschee, ist zentraler Bestandteil der Pilgerfahrt

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Die Große Moschee in Mekka bietet Platz für mehr als 800.000 Gläubige und wird weiter vergrößert

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Während des heurigen Hadsch wird die Moschee mehrmals täglich desinfiziert

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Auf der fünfstöckigen Dschamarat-Brücke in Mina wird symbolisch der Teufel gesteinigt,...

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...und zwar in Form von Steinwänden, die sich über alle Stockwerke erstrecken

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Gläubige beim "Steinigen des Teufels"

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Die Steine für das Ritual werden üblicherweise selbst gesammelt

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Übernachtet wird in Mina in einer gigantischen Zeltstadt, die Platz für drei Millionen Menschen bietet

Um trotz der heurigen Beschränkung auf die Bewohner Saudi-Arabiens die globale Bedeutung des Hadsch zu betonen, sind 70 Prozent der ausgewählten Pilger laut Regierung ausländische Staatsbürger. Sie konnten sich online für eine Teilnahme bewerben. Der Rest sind Beschäftigte in Gesundheitswesen und Militär, die schon eine Corona-Infektion durchgemacht haben.

Überwachte Quarantäne

Die Pilger, deren Reisekosten der Staat übernimmt, mussten sich in den vergangenen Tagen in überwachte Quarantäne begeben. Zudem mussten sie sich auf das Coronavirus testen lassen und zu einer neuerlichen Quarantäne nach dem Hadsch verpflichten, wie die Malaysierin Fatin Daud der Nachrichtenagentur AP berichtete.

Ausgewählt zu sein, fühle sich surreal an, sagt die 25-jährige Studentin. Angst vor einer Infektion habe sie keine.

Die Sicherheitsvorkehrungen sind entsprechend hoch: Die Große Moschee wird laufend desinfiziert, die Pilger müssen Masken tragen. Auch dürfen sie die Kaaba nicht berühren und die Steine zum „Steinigen des Teufels“ nicht selbst sammeln – diese werden desinfiziert und verpackt übergeben.

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