Scheinbar nicht. Er will seinen Hut erneut in den Ring werfen, berichtet die dpa unter Berufung auf sein Umfeld. Und die CDU steht wieder einmal Kopf – Noch-Chefin Kramp-Karrenbauer wollte den Bewerbungsprozess ab Montag einleiten. Nun wartet man in der Hauptstadt auf sein klares Bekenntnis.
Ein Auftritt bei einem Mittelstandsforum in Berlin am Donnerstagabend brachte noch keinen Aufschluss: Merz forderte nach dem angekündigten Rücktritt von Annegret Kramp-Karrenbauer als Parteichefin "eine schnelle Lösung", um einen geeigneten Nachfolger zu finden. Von einer Mitgliederbefragung wie bei der SPD hält er wenig. Indirekt bestätigte er seine Bereitschaft zur Kandidatur für den CDU-Vorsitz: Er sei bereit, Verantwortung zu übernehmen. Auf eine konkrete Nachfrage, ob er für Parteivorsitz und Kanzlerkandidatur antrete, wich Merz aus. Er betonte aber, Kramp-Karrenbauer habe Recht mit der Auffassung, wonach beide Funktionen in eine Hand gehörten.
Viele Indizien gestreut
Schon davor hatte Merz etliche Indizien für einen neuerlichen Anlauf gestreut. Der Tweet am Ausbruchstag der Thüringen-Krise: "Ich habe mich entschieden, meine Tätigkeit als Aufsichtsratsvorsitzender von BlackRock in Deutschland zum Ende des ersten Quartals zu beenden." Und als in Berlin die Hütte brannte, folgte die Botschaft. Er werde seine Partei "noch stärker bei ihrer Erneuerung" unterstützen.
Kramp-Karrenbauer wusste vermutlich, was kommt. Ohnehin war ihr Konkurrent nie weg, dann zur Stelle, wenn es der CDU schlecht ging. Sie konnte sich in ihrer Amtszeit auf öffentliche Ratschläge verlassen, weniger auf Mithilfe. Versuche, ihn einzubinden, scheiterten. Ein Ministerjob, wie er ihn wollte, wurde nicht frei. Selbst wenn Merkel einen geräumt hätte, gäbe es Erklärungsbedarf: Sie müsste jemanden entlassen für einen, der von der Polit-Bühne ging und zurückkehrte mit der Ansage: Alles schlecht gelaufen, während ich weg war. Schwierig.
Er bedient Sehnsüchte
Nicht für seine Anhänger. Merz hatte die männerdominierten Vereine hinter sich: Wirtschaftsrat, Mittelstandsunion und Junge Union. Immer wieder riefen sie seinen Namen. Und er kam und sprach: Bei Wahlkämpfen, Jahresversammlungen, Neujahrsempfängen, oder teilte sich via Welt-Kolumne mit, die er jetzt aufgibt.
Dass der 64-Jährige aus dem Polit-Alltag lange weg war, sich inhaltlich mal verläuft (stellte 2018 das Grundrecht auf Asyl infrage, ehe er zurückruderte), stört sie nicht. Er verkörpert viele Sehnsüchte: Wirtschaftsaffin, konservativ und überhaupt wieder ein Mann. Trigema-Chef Wolfgang Grupp stellte kürzlich klar, dass er den "Kurs der Damenriege an der Spitze nicht mittragen kann". Da wo Merkel schwurbelt, macht Merz Ansagen, redet frei, impulsiv von der Leber – damit begeistert er einen CDU-Saal.
Genau das ist auch seine Schwäche. Das Erscheinungsbild der Bundesregierung ist "grottenschlecht", schimpfte er in die ZDF-Kamera und gab der Kanzlerin die Schuld. Selbst jenen, die es mit ihm gut meinen, war das zu krawallig. Um das Rennen diesmal zu gewinnen, wird er zeigen müssen, dass er nicht nur der Alte ist. Die CDU ist inhaltlich gespalten, es gilt auf alle Strömungen zuzugehen. Auch mit Blick auf die Kanzlerin, die noch immer da ist.
Kommentare