Erster Angriff russischer Schiffe auf Odessa + Kiew unter Beschuss

People watch a Russian warship firing missiles during a rehearsal for the Navy Day parade in Sevastopol
Raketen schlugen in Vororten der wichtigen Hafenstadt ein. In Kiew starben beim Beschuss von Wohnhäusern acht Menschen.

Tag 26 nach Beginn des russischen Angriffs:

Beim Beschuss von mehreren Gebäuden im Westen der ukrainischen Hauptstadt Kiew sind am Sonntagabend mindestens acht Menschen getötet worden. Das teilte der örtliche Zivilschutz Montagfrüh auf Facebook mit.

Nach Angaben von Bürgermeister Vitali Klitschko wurden bei dem russischen Angriff mehrere Wohnhäuser im Stadtteil Podil beschädigt und in Brand gesetzt. Auch ein Einkaufszentrum sei getroffen worden, es sei ebenso wie eine Reihe davor geparkter Autos in Flammen aufgegangen.

Angriff auf Odessa

Am Montagvormittag wurde mit Odessa die letzte große ukrainische Hafenstadt, die bisher weitestgehend vom Kriegsgeschehen verschont geblieben war, von russischen Raketen getroffen. Abgefeuert wurden diese offenbar von Kriegsschiffen vom Schwarzen Meer aus, die Einschläge trafen bisher vor allem Vororte der Millionenstadt. Zuvor war die russische Armee am Wochenende erstmals mit Drohnenangriffen in Odessa aktiv geworden.

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Neue Verhandlungsrunde

Unterhändler der Ukraine und Russlands haben für Montag eine neue Verhandlungsrunde per Videoschaltung vereinbart. Schon in der Früh wollten die beiden Teams die Gespräche aufnehmen, sagte der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak am späten Sonntagabend der Agentur Unian. "Zuletzt haben Arbeitsgruppen beider Seiten intensiv gearbeitet." Am vergangenen Montag waren die bisher letzten Friedensgespräche auf höherer Ebene geführt worden.

"Sie suchen weiterhin nach den imaginären Nazis"

Unterdessen wies der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij knapp 25 Tage nach Kriegsbeginn die russischen Soldaten auf vermeintlich falsche Vorstellungen vom Verlauf ihrer Invasion hin. "Sie suchen weiterhin nach den imaginären Nazis, vor denen sie angeblich unsere Leute schützen wollten und sie können noch immer keine Ukrainer finden, die sie mit Blumen empfangen", meinte Selenskyj in einer Videoansprache Montagfrüh.

"Die russischen Militärs können den Weg nach Hause nicht finden, und deshalb helfen ihnen unsere Militärs auf dem Weg zum Gericht Gottes, vor dem sie alle nur die eine Strafe erhalten - den ewigen Keller, ewig im Bombenhagel, ewig ohne Nahrung, Wasser uns Heizung." Dies sei die Strafe "für alles, was sie unseren Leuten angetan haben", fügte Selenskij hinzu. Die Videobotschaften des ukrainischen Staatschefs, in denen sich Selenskij vereinzelt auch direkt an die russischen Soldaten oder auch die Bevölkerung Russlands wendet, sind inzwischen fester Bestandteil der Verteidigungsmaßnahmen gegen die russischen Angriffe.

Ammoniak-Austritt aus Chemiewerk

In einem Chemiewerk in der Stadt Sumy in Nordosten der Ukraine trat Montagfrüh aus noch unbekannter Ursache hochgiftiges Ammoniak aus. Der regionale Militärchef Dmytro Schywytzky schlug unter anderem über Telegram Alarm und appellierte an alle Bewohner im Umkreis von fünf Kilometern um das Chemiewerk, möglichst Keller oder Wohnungen im Erdgeschoß aufzusuchen, um nicht mit dem Ammoniak in Kontakt zu kommen. Das stark stechend riechende Gas ist leichter als Luft.

Schywytzky machte keine Angaben dazu, wie es zu dem Austritt von Ammoniak in dem Chemiewerk "Sumychimprom" gekommen war. Eine unabhängige Klärung vor Ort war nicht möglich. Das russische Militär hatte in der vergangenen Woche der Ukraine vorgeworfen, unter falscher Flagge einen Chemiewaffenangriff auf Zivilisten vorzubereiten.

Schiffe mit Getreide verschwunden

Aus dem Hafen der Stadt Berdjansk "verschwanden" nach Berichten des ukrainischen Militärs fünf mit Getreide beladene Schiffe. Die mit mehreren zehntausend Tonnen beladenen Frachter seien von russischen Schleppern aus dem Hafen bugsiert worden und in unbekannter Richtung weggefahren, berichtete am Montag die "Ukrajinska Prawda". Das vom russischen Militär kontrollierte Berdjansk liegt am Asowschen Meer, unweit der schwer umkämpften Hafenstadt Mariupol.

Mehr als 7.000 Menschen aus umkämpften Gebieten evakuiert

Aus von Russland belagerten Gebieten sind nach ukrainischen Angaben am Sonntag 7.295 Menschen herausgebracht worden. Vier von sieben humanitären Korridoren hätten funktioniert, sagte die ukrainische Vize-Regierungschefin Irina Wereschtschuk am Sonntag in einer Videobotschaft. Rund 4.000 Menschen wurden demnach aus der umkämpften Hafenstadt Mariupol nach Saporischschja gebracht. Weitere Evakuierungen habe es in der Region Kiew gegeben.

Für mehrere belagerte Städte wurden nach Regierungsangaben auch am Montag acht Fluchtkorridore für Zivilisten vereinbart. Mariupol sei aber nicht darunter, sagte Wereschtschuk. Die Bemühungen, Hilfsgüter für die Menschen in die Stadt zu bringen, scheiterten weiterhin.

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