Mega-Razzia gegen berüchtigten Araber-Clan in Berlin
Sie kamen im Morgengrauen des Donnerstag: Beamte der deutschen Eliteeinheiten GSG 9 und mehrerer Spezialeinsatzkommandos (SEK) stürmten ab sechs Uhr Früh rund 25 Häuser und Wohnungen in der Hauptstadt Berlin sowie eine Lagerhalle in Brandenburg, wie "Der Spiegel" berichtet. Insgesamt waren Hunderte Kräfte im Einsatz. Im Fokus der Mega-Razzia: Der berüchtigte und mächtige Araber-Clan Remmo, der in Drogen- sowie Waffenhandel, Mord, Raub sowie Schutzgelderpressung, in Geldwäscherei und Hehlerei verwickelt sein soll.
Hauptbeschuldigter ist der im Libanon geborene Nasser R., der festgenommen wurde. Gewalt und Kriminalität durchziehen sein gesamtes Leben. 1982 kam Nasser R., von dem man nicht einmal das genaue Geburtsdatum weiß, nach Deutschland. Der heute rund 40-Jährige wurde schon im Jugendalter straffällig. 1995 wurde er wegen Handels mit Heroin zu einer Haftstrafe von mehr als vier Jahren verurteilt.
Im Folgejahr wurde die Ausweisung des abgelehnten Asylwerbers angeordnet - wegen "mangelnder Integration in den hiesigen Kulturkreis" und weil er keine Anzeichen zeige, "sein bisheriges Verhalten zu verändern".
Fehden mit Tschetschenen
Doch das geschah nie. Die Abschiebung scheiterte seit nunmehr einem Vierteljahrhundert, unter anderem auch deswegen, weil der Mann keine gültigen Reisedokumente hat. Stattdessen etablierte er mit seinen mindestens sieben Brüdern den Clan zu einem der mächtigsten und gefährlichsten in Berlin, der immer wieder in blutige Fehden mit anderen Araber-Gruppen und vor allem mit tschetschenischen Gangs zieht.
So spektakulär die Operation im Morgengrauen ablief, so ist auch die Vorgeschichte: Denn die Aktion wurde monatelang akribisch vorbereitet. Ausgangspunkt waren Informationen der französischen Kollegen. Denn diesen war es nach intensiven bemühen gelungen, sich in die Krypto-Handys der Verdächtigen einzuklinken. Diese benützten verschlüsselte Mobiltelefone, um ihre kriminellen Machenschaften zu koordinieren. Lange hatte die Polizei keinen Zugang.
"WhatsApp für Gangster"
Konkret: Das Unternehmen Encrochat mit Sitz in den Niederlanden hatte der Unterwelt die Krypto-Handys mit besonderen Messangerdiensten angeboten. 60.000 Kunden in mehr als 120 Ländern zählten zu den Usern, angeblich eben auch der Berliner Remmo-Clan. Kriminalisten bezeichneten den Dienst als "WhatsApp für Gangster" weltweit.
Der gesamte Datenverkehr lief über Server in Frankreich, wo im Vorjahr Spezialisten in die Chat-Verläufe eindringen und monatelang mitlesen konnten. Allein nach Deutschland wurden dann acht Millionen Nachrichten übermittelt. Nach deren Auswertung schlug die Sicherheitskräfte dann zu.
Über 1.000 Straftaten
Dem Remmo-Clan gehören 13 Einzelfamilien mit rund 500 bis 1.000 Angehörigen an. Der Clan unterhält auch Beziehungen zu Rappern. So agierte das Familienmitglied Ashraf Remmo längere Zeit als Manager des Rap-Künstlers Massiv. Im August 2018 galt er auch als Geschäftspartner von Bushido, der den ihn zuvor unterstützenden Abou-Chaker-Clan im Streit verlassen hatte.
Ein Schusswaffen-Angriff auf den Imbiss des Oberhaupts des Abou-Chaker-Clans wurde von Beobachtern in Zusammenhang mit diesem Streit gebracht. Im Jahr 2017 rechnete ein Staatsanwalt dem Clan mehr als 1.000 Straftaten zu – vor allem Einbrüche und Diebstähle – mit einer Schadenssumme von mehr als 28 Millionen Euro.
Erst im Herbst und Winter wurden vier Mitglieder der Großfamilie Remmo wegen des Verdachts der Beteiligung an dem Juwelendiebstahl in der Dresdner Schatzkammer Grünes Gewölbe verhaftet. Ein fünfter Verdächtiger aus der Familie konnte fliehen und wurde noch nicht gefasst.
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