Mafia zweigt Pandemie-Hilfsgelder ab - und erobert Mailand

Mafia zweigt  Pandemie-Hilfsgelder ab - und erobert Mailand
Das organisierte Verbrechen stürzt sich zunehmend auf die boomende Stadt im Norden.

Von Andrea Affaticati

Seit Jahrzehnten hat die Mafia wie eine Krake – daher die bildliche Bezeichnung „Piovra“ – ihre Fangarme in den Norden ausgestreckt, besonders Richtung der Wirtschaftsmetropole Mailand. Alle drei heimischen Organisationen sind hier zur Stelle: Die sizilianische Cosa Nostra, die neapolitanische Camorra und, allen voran, die kalabrische ’Ndrangheta. Geschickt unterwandern sie saubere Unternehmen und verleiben sich marode Betriebe ein. Wo Geld fließt, ist sie zur Stelle.

Auch im Fall der Hilfsgelder, die der Staat seit Ausbruch der Pandemie verteilt hat. Bei einer Überprüfung wurden 600 Firmen ausgemacht, die Zuschüsse kassiert haben obwohl sie mit einem Anti-Mafia Zertifikat belegt waren. Das ist ein Dokument, das anhand von Indizien Verstrickungen mit der organisierten Kriminalität nahelegen. Und obwohl es sich nicht um Beweise handelt, dürfen die Unternehmen, solange ihre Unbefangenheit nicht erwiesen wurde, weder an Ausschreiben teilnehmen, noch staatliche Hilfsgelder erhalten.

„Manches geht dabei aber durch die Lappen“, sagt David Gentili dem KURIER. Er ist Vorsitzender der Antimafia Kommission im Mailänder Rathaus. „Denn wenn ein Unternehmen noch nicht mit diesem Zertifikat belegt ist, kann es auch nicht ausgeschlossen werden.“

Kommentare