Die Mafia - der größte Profiteur des Unglücks in der Coronakrise

Giovanni Buscemi, ein Boss der Cosa Nostra bei seiner Verhaftung 2019
Viele Experten fürchten, dass das organisierte Verbrechen beim Wiederaufbau der Wirtschaft kräftig mitmischen wird.

Italien, die drittgrößte Volkswirtschaft  der Eurozone, ist „verwüstet“, denn 65 Prozent der Klein- und Mittelunternehmen droht die Pleite. Mehr als 12.000 Menschen sind an Covid-19 gestorben. Doch die Mafia wittert auch in der Krise Profit.

„Man muss sich nur das Portfolio der Mafiagruppen anschauen, um zu sehen, wie viel sie an der Pandemie verdienen können“, betont der Autor und Mafia-Experte Roberto Saviano der Zeitung La Repubblica. In den vergangen Jahrzehnten investierten sie demnach in Dienstleistungsunternehmen für Kantinen, Reinigung und Desinfektion, in Abfallverwertung, Transport, Bestattungsunternehmen, in Logistik für Öl und Lebensmittel.


„Damit wird die Mafia Geld verdienen“, meint Saviano und erinnert an die letzte große Epidemie in Italien. Beim Ausbruch der Cholera 1884 in Neapel starb mehr als die Hälfte der Einwohner. Das viele Geld, das die Regierung für die Säuberung und den Wiederaufbau ausgab, floss direkt in die Taschen des kriminellen Familienclans der Camorra.

Die Mafia „plant schon sorgfältig für die Zeit, in der die Wirtschaft wieder aufgebaut wird“, sagt Giuseppe Governale, Leiter der Anti-Mafia-Behörde. „Da wird eine Menge Geld im Umlauf sein.“
Seine Behörde arbeite bereits an einem Plan, um die Infiltration der Mafia zu verhindern. „Sie werden nach Schlupflöchern im System suchen. Wir werden achten müssen auf verdächtige Operationen, die Gründung neuer Unternehmen und Scheinfirmen.“

In einem offenen Brief an Präsident Sergio Mattarella warnten Zeugen in Anti-Mafia-Prozessen vor der Gefahr, dass sich finanziell klamme Kleinunternehmer Geld von der Mafia leihen. Firmenchefs könnten sich „in einer Verzweiflungstat“ an die Einzigen wenden, „die derzeit über beträchtliche Geldmittel verfügen -, die Mitglieder des organisierten Verbrechens“, heißt es in dem Brief.#

Angst vor Ausschreitungen 

Manche befürchten auch von der Mafia angezettelte Ausschreitungen. Der Geheimdienst habe die Regierung vor möglichen Unruhen in Süditalien gewarnt, sollte sich das Epizentrum der Epidemie dorthin verlagern, schreibt die Zeitung La Stampa.

Die Coronavirus-Epidemie erschwert auch die Bekämpfung der organisierten Kriminalität. Derzeit werden in Italien nur die dringendsten Prozesse durchgeführt. Und seit Ende Februar wurden bereits 2500 Häftlinge entlassen, um die Ansteckungsgefahr in den Gefängnissen zu verringern.  Darunter seien auch Insassen mit Verbindung zur 'Ndrangheta, sagt Staatsanwalt Nicola Gratteri aus Kalabrien. „Das ist sehr beunruhigend und eine echte Gefahr.“

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