Sex-Videos: Ein unbefriedigendes Ende für Macrons Kandidaten

Benjamin Griveaux.
Vergangene Woche sind sexuell explizite Nachrichten und Videos des Macron-Vertrauten Griveaux in sozialen Medien aufgetaucht.

Benjamin Griveaux ist im vergangenen Jahr als Regierungssprecher von Emmanuel Macron zurückgetreten, um Pariser Bürgermeister zu werden. Nun hat Griveaux nach einer in Frankreich beispiellosen Polit-Affäre das Handtuch geworfen. Am Donnerstag waren sexuell explizite Nachrichten ("Sexting") und Videos des Politikers an eine andere Frau in sozialen Medien aufgetaucht.

Der 42-jährige Macron-Vertraute sieht sich als Opfer einer schmutzigen Kampagne. "Eine Website und soziale Netzwerke haben abscheuliche Angriffe auf meine Privatsphäre verbreitet", sagte Griveaux. Er wolle dies seiner Familie nicht länger zumuten.

Der russische Aktionskünstler Pjotr Andrejewitsch Pawlenski behauptet, die Videos verbreitet zu haben, die Griveaux zu Fall brachten. Er wurde am Samstag in einer anderen Sache in Polizeigewahrsam genommen und befragt - Hintergrund ist nach Angaben der Staatsanwaltschaft eine Untersuchung wegen Verdachts der Körperverletzung.

Pawlenski begründete die Veröffentlichung mit der Scheinheiligkeit des Politikers Griveaux, der sich im Pariser Wahlkampf als vorbildlicher Familienvater inszeniert habe.

Sex-Videos: Ein unbefriedigendes Ende für Macrons Kandidaten

Pjotr Andrejewitsch Pawlenski.

Der deutsche Spiegel bewertet das Vorgehen gegen Griveaux als durchaus perfide und heimtückisch: "Wenn stimmt, was französische Zeitungen schreiben, dann ist Griveaux Opfer einer der schmutzigsten Kampagnen geworden, die es im politischen Frankreich je gab." Weiter heißt es: "Vieles spricht wohl dafür", dass Pawlenskis junge französische Freundin "die Empfängerin der Sexvideos war und gezielt von Pawlenski auf den Politiker Griveaux angesetzt wurde".

Griveaux ist ein enger Vertrauter Macrons, der in der Hauptstadt eine Machtbasis für seine Partei "La République en marche" schaffen will. Unklar ist, wen die Partei nun ins Rennen schickt. Die Kommunalwahlen finden am 15. und 22. März statt.

Anzeige wegen Verletzung der Privatsphäre

Griveaux hat nach dem Eklat eine Strafanzeige eingereicht. Die Staatsanwaltschaft leitete eine Untersuchung ein, wie die Behörde am Samstag mitteilte. Der ehemalige Pariser Bürgermeister-Kandidat stellte Anzeige wegen Verletzung der Privatsphäre.

In seiner Rücktrittserklärung hatte Griveaux weder bestätigt noch bestritten, dass die Videos und Nachrichten von ihm sind. In Umfragen hatte der 42-Jährige vor dem Skandal zuletzt eher schwach abgeschnitten.

Der Aktionist Pawlenski wurde durch publikumswirksame Protestaktionen bekannt. Aus Verbundenheit mit den in Russland verfolgten Mitgliedern von Pussy Riot ließ er sich den Mund zunähen. Ende 2013 nagelte er die Haut seines Hodensacks auf dem Roten Platz in Moskau fest – dies wollte er als Protest gegen Präsident Wladimir Putin verstanden wissen.

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