Macron über seine Ehefrau Brigitte: "Ohne sie wäre ich nicht ich"
So wichtig ist Brigitte Macron für den soeben wiedergewählten französischen Präsidenten Emmanuel Macron, der um 24 Jahre jünger ist als seine ehemalige Lehrerin.
28.04.22, 07:17
Aus Paris Simone Weiler
Die Szene gilt als legendär. "Wir sind die Partei der Hoffnung, und diese Partei muss gewinnen", ruft der junge Mann in den fast leeren Saal. "Es lebe die Republik! Es lebe Frankreich!" Sofort hakt eine schlanke, blonde Frau mit elegantem Jackett ein, die ihn ermahnt: "Deine Stimme fällt ab, du musst sie heben!"
Die Episode stammt aus dem Dokumentarfilm "Die Strategie des Meteors", der sich mit dem Aufstieg von Emmanuel Macron befasst. Gezeigt wird die Generalprobe seiner Rede im April 2016, als der damalige Wirtschaftsminister seine eigene Partei "En marche!" gründete, mit der er ein Jahr später die Präsidentschaftswahl in Frankreich gewann – so wie auch am vergangenen Sonntag.
Die Szene verdeutlicht nicht nur, mit welchem Ehrgeiz Macron sein Image eines Erneuerers aufbaute, sondern auch, wer ihn in strengem Ton zurechtweisen durfte: Brigitte, seine Ehefrau. An ihrer Rolle als "Coach", wie Le Monde schreibt, hat sich seither nichts geändert. Die Beziehung der beiden gilt als extrem eng. "Ohne sie wäre ich nicht ich", sagte Macron einmal.
Wichtige politische und Personalentscheidungen spricht der 44-Jährige mit ihr ab und übt immer noch Reden mit ihr ein, so als wäre sie immer noch seine Theaterlehrerin im Jesuitengymnasium "La Providence" in der nordfranzösischen Stadt Amiens, wo sie einander kennenlernten: Der Literaturfan Macron spielte nicht nur selbst Theater, sondern begann mit 17 gemeinsam mit der Lehrerin ein Stück umzuschreiben. Seine herausragende Intelligenz habe sie in seinen Bann gezogen, sagte sie später.
Es entspann sich eine Romanze, die mit Konventionen brach: Brigitte Auzière, seit ihrem 21. Lebensjahr mit dem erfolgreichen Banker André Louis Auzière verheiratet und aus der angesehenen Trogneux-Familie in Amiens stammend, die dort seit fünf Generationen Confiserie herstellt, hatte viel zu verlieren. Ihre drei Kinder sind in Macrons Alter.
Elitegymnasium
Er ging zwar nach Paris, um sein Abitur an einem Elitegymnasium zu machen, doch der Kontakt hielt. Hatte er ihr doch versprochen: "Sie werden mich nicht los, ich werde zurückkommen und Sie heiraten!" Genau so kam es auch im Jahr 2007. Für Brigitte verzichtete Macron darauf, eigene Kinder zu bekommen. Ihre sieben Enkelkinder hat er als die seinen angenommen.
In Frankreich ist der große Altersunterschied von 24 Jahren inzwischen kein Thema mehr. Vor allem für Kinder engagiert sich die Première Dame. Ihre Outfits werden ihr gratis vom Modehaus Louis Vuitton gestellt, das zum Luxuskonzern LVMH gehört, mit deren Besitzern die Macrons befreundet sind. Vor allem für Kinder engagiert sich die Première Dame.
"Niemals weit weg"
Kritik gab es, als sie die Räume des Élysée-Palastes renovieren ließ, was kostspielig, aber laut Rechnungshof notwendig war. Sie hängte zeitgenössische Kunst auf, ersetzte einen schweren, roten Teppich im Festsaal mit einem grauen Modell. Auch als Macron zu Beginn seiner Amtszeit den Status der First Lady mit einer "Charta" festlegte, kamen in einer Petition dagegen 300.000 Unterschriften zusammen. Brigitte Macron hat mehrere Mitarbeiter, die ihr unter anderem beim Beantworten der vielen an sie gerichteten Briefe helfen: In den fünf Jahren von Macrons erster Amtszeit waren es mehr als 100.000. Bei öffentlichen Auftritten hält sie sich zurück, nur am Wahlabend ging sie an seiner Hand zum Platz am Eiffelturm, wo Macron die Siegesrede hielt. "Ich muss da sein, wo ich hingehöre: An seiner Seite. Niemals weit weg", sagte sie einmal.
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