Machtkampf um den Vorsitz der Christdemokraten: Zwei gegen einen
Geht es nach SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil soll in Deutschland schon vor Nikolo eine neue Regierung stehen. Ob es genau der 6. Dezember wird, oder doch etwas länger verhandelt wird – die Grünen sind unzufrieden beim Klimaschutz – wird sich zeigen.
Gewiss ist hingegen, dass es zu diesem Zeitpunkt noch keinen CDU-Chef geben wird, der die Partei in der Opposition anführt. Zwar stehen die ersten Bewerber fest, doch es könnte kompliziert werden. Vor allem, weil die CDU erstmals ihre 400.000 Mitglieder befragen will. Mit Blick auf die Kandidaten werden sie dabei auch den Kurs der Partei mitentscheiden. Eine Stichwahl gilt als wahrscheinlich, was die Spaltung in der CDU verschärfen könnte.
Da ist auf der einen Seite das Merkel-Lager, das sich eine Fortsetzung ihres moderaten Kurses wünscht – und keinen Friedrich Merz als Chef. Dafür will sich Helge Braun starkmachen, Chef des Kanzleramts. Kritiker halten ihm entgegen, dass der freundliche Hesse aber nicht für den Aufbruch steht, den die auf 24 Prozent geschrumpfte Partei benötige. Da er aus dem Kreis der Kanzlerin kommt, haftet ihm auch der Nimbus des „Establishments“ an, den Merz ins Spiel bringen könnte.
Der Ex-Fraktionschef versteht sich als Outlaw, der von der CDU-Führung verhindert werden soll – zürnte er 2020 bei seinem zweiten Anlauf zum Parteichef. Ob er es ein drittes Mal wagt? Noch hat er sich nicht offiziell beworben, bekundete aber Interesse. Um dem vielleicht zuvor zukommen, kündigte Braun an, dass er Merz im Falle seiner Wahl eine „prominente Rolle“ zukommen lassen werde.
Allerdings weiß Merz, dass er die besten Chancen hat, so sehen es Umfragen. Er gilt als „Liebling“ der Basis. Das könnte ihm bei der Mitgliederbefragung helfen. Einfach wird es für ihn trotz Fanclubs nicht.
Selbst, wenn er die Wahl gewinnen könnte, wird er die Partei einen müssen und das Lager einhegen, das ihn nicht gewählt hat: Also jene, denen er zu konservativ, polarisierend und zu unberechenbar ist. Zwar hat er nach seiner Niederlage 2020 gegen Armin Laschet für diesen wahlgekämpft (mit Ausblick auf einen Ministerposten), doch seine öffentliche Kritik konnte er nicht lange zurückhalten („Hätte anderen Wahlkampf gemacht“).
Bleibt noch der dritte Mann, der sich die Führung der Christdemokraten zutraut: Norbert Röttgen, ebenfalls kein neues Gesicht, bewarb sich auch 2020 um den Vorsitz. Die CDU müsse weiblicher, jünger, digitaler und interessanter werden, erklärte er damals. Er hatte dennoch das Nachsehen und flog – mit einem für ihn respektablen Ergebnis – in der ersten Runde raus. Für den Außenpolitik-Experten war das Grund genug, um sich am Freitag erneut als CDU-Chef zu präsentieren. Und nicht nur das: Er betonte auffällig, dass der Platz der Union in der Mitte der Gesellschaft sei dort würden Wahlen gewonnen. Die Partei solle nicht nur nach innen blicken, darauf, was dort den größten Applaus bekomme – erklärte Röttgen, was als vorweihnachtlicher Gruß an Merz verstanden werden könnte.
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