Russen verstärken Luftangriffe im Donbass

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Lage in der Ostukraine für ukrainische Armee nach wie vor schwierig. Heftige Straßenkämpfe in Sjewjerodonezk.

Tag 104 nach dem russischen Angriff auf die Ukraine:

Während ukrainische Truppen in der Industriestadt Sjewjerodonezk in Straßenkämpfe mit russischen Soldaten verwickelt sind, greift die russische Luftwaffe verstärkt Ziele in der Region Donezk an. Zusätzlich zur russischen Artillerie seien Kampfflugzeuge und Hubschrauber im Einsatz, teilte der ukrainische Generalstab am Dienstag mit. Das ukrainische Militär selbst flog nach eigenen Angaben im Süden des Landes mehrere Luftangriffe auf russische Stellungen.

Sjewjerodonezk ist zum Hauptziel der russischen Offensive im Donbass geworden, der die Provinzen Luhansk und Donezk umfasst. "In der Stadt gehen die heftigen Straßenkämpfe weiter", sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner nächtlichen Videoansprache. "Sie sind uns zahlenmäßig überlegen, sie sind mächtiger." Aber die ukrainischen Streitkräfte hätten "jede Chance", sich zu wehren, fügte er hinzu. Die Situation vor Ort ändere sich von Stunde zu Stunde, sagte der Bürgermeister der Stadt, Olexander Strjuk, im ukrainischen Fernsehen.

Russische Angriffe in der Umgebung von Sjewjerodonezk - im Raum Bachmut - seien abgewehrt worden, teilte der Generalstab mit. Weiter westlich rückten die russischen Truppen Richtung Slowjansk vor, ein weiteres strategisches Ziel im Donbass-Gebiet. In dem Ballungsraum ist das Hauptquartier der ukrainischen Streitkräfte stationiert.

Die Luftwaffe der Ukraine ist unterdessen im Süden aktiv. "Ukrainische Hubschrauber haben Schläge gegen Ansammlungen feindlicher Truppen im Gebiet Cherson geführt - und Flugzeuge gegen Munitionsdepots im Gebiet Mykolajiw", teilte der Generalstab mit. Die Ukraine hat ihre Luftwaffe im Krieg wegen der russischen Luftüberlegenheit bisher nur wenig eingesetzt. Im Osten ist die Lage weiter schwierig.

Ukraine-Krieg - Lage im Donbass

Von beiden Seiten gab es keine Angaben zu Kampfhandlungen um die Kleinstadt Swjatohirsk. Am Montag hatte Kiew noch von schweren Kämpfen gesprochen. Russische Militärs hatten angegeben, Swjatohirsk eingenommen zu haben. Die Stadt nördlich von Slowjansk war der letzte Vorposten der ukrainischen Truppen am Nordufer des Flusses Siwerskyj Donez. Auch von Lyman aus haben russische Truppen weiter angegriffen und den Slowjansker Vorort Mykolajiwka mit Raketen beschossen. Unabhängig überprüfen ließen sich die Angaben nicht.

Hingegen sind die Fortschritte des russischen Militärs auf der Popasna-Achse nach britischen Angaben in der vergangenen Woche ins Stocken geraten. Berichte über schweren Beschuss in der Nähe der Stadt Isium in der Region Charkiw legten nahe, dass das russische Militär erneut versuche, zur nördlichen Achse durchzudringen, teilt das britische Verteidigungsministerium auf Twitter mit. "Russland wird mit ziemlicher Sicherheit einen Durchbruch auf mindestens einer dieser Achsen erzielen müssen, um taktische Gewinne in Erfolge auf operativer Ebene und Fortschritte in Richtung seines politischen Ziels umzusetzen, die gesamte Oblast Donezk zu kontrollieren", sagte das Ministerium. Die Regionen Donezk und Luhansk, in der die Stadt Popasna liegt, bilden zusammen den Donbass.

Nach Angaben der Militärexperten des US-amerikanischen Institute for the Study of the War (ISW) gelang es den Ukrainern zugleich, die russische Flotte von der Schwarzmeerküste abzudrängen. Die russische Schwarzmeerflotte operiere nun in einem Sicherheitsabstand von 100 Kilometern, was den Druck auf die ukrainischen Häfen senke, heißt es in der jüngsten Analyse des ISW. Ähnlich hatte sich am Montag schon das ukrainische Verteidigungsministerium geäußert.

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