USA verdächtigen Russland des Diebstahls ukrainischen Getreides

USA verdächtigen Russland des Diebstahls ukrainischen Getreides
Erpressungsvorwürfe von US-Außenminister Blinken. Laut russischem Medienbericht Schema für Freigabe von Getreidelieferungen aus Odessa gefunden.

US-Außenminister Antony Blinken hat den Verdacht geäußert, dass Russland ukrainisches Getreide für den eigenen Profit stiehlt. Berichte, wonach Russland ukrainisches Getreide beschlagnahmt, um dieses selbst zu verkaufen, nannte Blinken am Montag in Washington "glaubwürdig". Er erhob außerdem den Vorwurf, dass Moskau durch die Blockade ukrainischer Getreideausfuhren die Welt "erpressen" wolle.

Die russische Seeblockade des südukrainischen Hafens Odessa verhindere, dass Getreide von dort an seine "normalen Ziele" verschifft werde, sagte Blinken bei einer virtuellem Konferenz seines Ministeriums zu aus dem Ukraine-Krieg entstehenden Risiken für die Nahrungsmittelsicherheit. Rund 20 Millionen Tonnen Weizen seien in Silos nahe Odessa "gefangen".

Dabei handle es sich um eine Strategie des russischen Präsidenten Wladimir Putin, der erzwingen wolle, dass die restliche Welt "ihm nachgibt" und ihre Sanktionen gegen Russland aufhebt, betonte Blinken. "In anderen Worten, ganz einfach ausgedrückt, es ist Erpressung."

Die russische Führung hat unterdessen einem Medienbericht zufolge mit Kiew und Ankara ein Schema zur Freigabe von Getreidelieferungen aus dem bisher blockierten, ukrainischen Schwarzmeerhafen Odessa abgestimmt. "In den Hoheitsgewässern des Nachbarlands übernehmen türkische Militärs die Minenräumung und sie werden auch die Schiffe bis in neutrale Gewässer begleiten", beschrieb die kremlnahe Tageszeitung "Iswestija" am Montag unter Berufung auf Regierungskreise den geplanten Ablauf. Später würden russische Kriegsschiffe die Getreidefrachter bis zum Bosporus eskortieren.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warnte seinerseits am Montag, dass die Blockade der Getreide-Exporte in den kommenden Monaten noch deutlich dramatischere Ausmaße annehmen könnte. Die blockierte Menge des für den Export bestimmten Getreides aus der Ukraine könnte sich bis "zum Herbst" auf 75 Millionen Tonnen verdreifachen, sagte er vor Journalisten in Kiew.

Derzeit seien zwischen 20 und 25 Millionen Tonnen Getreide blockiert, "bis zum Herbst könnte diese Zahl auf 70 bis 75 Millionen Tonnen ansteigen", sagte Selenskyj. Vor der russischen Invasion war die Ukraine der weltweit viertgrößte Exporteur von Weizen und Mais.

"Wir brauchen Seekorridore" für die Getreide-Lieferungen, sagte der ukrainische Präsident. Sein Land diskutiere darüber mit der Türkei und Großbritannien sowie der UNO. Über das Meer könnten nach seinen Angaben zehn Millionen Tonnen Getreide pro Monat exportiert werden. Die Ukraine spreche auch mit Polen und den baltischen Staaten über die Ausfuhr kleinerer Getreidemengen auf dem Schienenweg.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow wird am Mittwoch in Ankara zu Gesprächen erwartet. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow hatte im Vorfeld bereits bestätigt, dass das Thema Getreidelieferungen aus der Ukraine dabei thematisiert werde. Laut dem Zeitungsbericht soll das Schema dort im Detail abgestimmt und dann offiziell abgesegnet werden. Bisher wurde demnach nur für Odessa eine solche Freigabe vereinbart.

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat zu massiven Turbulenzen auf den Weltmärkten geführt und die Preise für Lebensmittel in die Höhe getrieben. Die Ukraine ist einer der größten Getreideexporteure weltweit. Die russische Blockade ukrainischer Häfen hatte deshalb speziell in den armen Ländern Afrikas zu Befürchtungen vor einer Hungersnot geführt.

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