Nach Explosionen: Moskau bestätigt Raketenangriffe auf Kiew

Nach Explosionen: Moskau bestätigt Raketenangriffe auf Kiew
Zuvor waren in weiten Teilen der Ukraine, auch in der Region Kiew, Luftschutzsirenen zu hören. Der ukrainische Atomenergiekonzern wirft Russland "atomaren Terrorismus" vor.

Das russische Militär bestätigte am Sonntag in seinem Lagebericht zum Krieg gegen die Ukraine die Raketenangriffe auf die ukrainische Hauptstadt Kiew. Zerstört worden seien am Rande Kiews von osteuropäischen Ländern gelieferte Panzer vom Typ T-72 und andere Militärtechnik. Sie seien in einem Werk für die Reparatur von Eisenbahnwaggons untergebracht gewesen, behauptete der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow.

Kiews Bahnchef Olexander Kamyschin wies das zurück: Es habe keine Panzer dort gegeben. Nach seinen Angaben schlugen dort vier Raketen ein.

Zuvor hatten Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko und der ukrainische Generalstab von mehreren Raketenschlägen berichtet. "Mehrere Explosionen in den Stadtbezirken Darnyzky und Dniprowsky", teilte Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko im Messengerdienst Telegram mit. "Die Rettungsdienste sind dabei zu löschen." Ein Augenzeuge berichtet Reuters, es sei nach den Explosionen auch Rauch in der Stadt zu sehen. Zuvor waren in weiten Teilen der Ukraine, auch in der Region Kiew, Luftschutzsirenen zu hören.

Es gebe nach bisherigem Stand einen Verletzten, der im Krankenhaus behandelt werde, aber keine Toten. Einsatzkräfte waren demnach an Ort und Stelle. Auch der bereits mehrfach beschossene Vorort Browary wurde Behörden zufolge von Raketen getroffen. Das genaue Ausmaß der Schäden war zunächst unklar. In sozialen Netzwerken veröffentlichten Menschen Bilder und Videos von Bränden und Rauchwolken. Auch Geräusche von Einschlägen waren zu hören.

In der Früh hatte es langen Luftalarm gegeben. Die Bewohner werden immer wieder aufgefordert, sich für diesen Fall in Schutzbunker zu geben. Fliegeralarm ist immer wieder in der Hauptstadt, größere Angriffe gab es aber seit Wochen nicht mehr, weil die russische Armee sich auf den Süden und Osten konzentriert hat.

Seit Beginn des Kriegs am 24. Februar habe Russland bereits mehr als 2.500 Raketen auf die Ukraine abgefeuert, klagte Präsident Wolodimir Selenskij in seiner Videoansprache am Samstag in Kiew. "Unsere Helden halten die Stellung und tun alles, um dem Feind maximale Verluste zu verursachen." Mit Blick auf den Schwerpunkt der Kämpfe im Donbass in der Ostukraine meinte der Staatschef, es werde der Tag kommen, an dem Russland das Gebiet in Ruhe lassen werde. Dafür sei nur der Befehl eines Menschen entscheidend, sagte er, ohne Kremlchef Wladimir Putin in Moskau beim Namen zu nennen.

Ukrainischer Atomenergiekonzern wirft Russland "atomaren Terrorismus" vor

Der ukrainische Atomenergiekonzern Energoatom teilte Sonntag früh mit, dass eine russische Rakete in einer "kritisch niedrigen Höhe" über das Atomkraftwerk Piwdennoukrainska (AKW Süd-Ukraine) geflogen sei. Vermutlich sei es die Rakete gewesen, die in Richtung Kiew abgefeuert wurde, teilt der staatliche Betreiber auf dem Kurznachrichtendienst Telegram mit. Russland erzeuge damit weiterhin die Gefahr einer nuklearen Katastrophe.

Der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak sprach von einem "Akt des Terrorismus". Er forderte vom Westen weitere Sanktionen gegen Russland sowie die Lieferung schwerer Waffen. "Die heutigen Raketenangriffe auf Kiew haben nur ein Ziel - so viele Ukrainer wie möglich zu töten", schrieb er im Kurznachrichtendienst Twitter. Tote gab es bei den Angriffen am Sonntag nicht.

Mehr als 350 ukrainische Kämpfer getötet worden 

Nach Darstellung des russischen Militärs wurden durch Raketenangriffe auch im Gebiet Donezk etwa in der Stadt Kramatorsk in der Ostukraine mehrere Ziele zerstört, darunter eine Werkstatt für die Wiederherstellung beschädigter Kriegswaffen. Bei weiteren Angriffen der russischen Luftwaffe seien erneut Munitionsdepots, Sammel- und Kommandopunkte zerstört worden. Dabei seien auch mehr als 350 ukrainische Kämpfer "vernichtet" worden, sagte Konaschenkow.

Nahe der Stadt Slowjansk im Gebiet Donezk sei bei einem Luftkampf ein ukrainisches Flugzeug vom Typ MiG-29 abgeschossen worden. Im Gebiet Odessa habe Russlands Luftabwehr eine Antonow An-26 vom Himmel geholt, die Militärtechnik transportiert habe. Ministeriumssprecher Konaschenkow sagte, dass durch russische Artillerie Dutzende weitere militärische Ziele in der Ukraine getroffen worden seien. Von unabhängiger Seite überprüfbar waren die russischen Angaben nicht.

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