Liberalkonservativer Populist wird zum Orbán-Bezwinger
Der Liberalkonservative Péter Márki-Zay wird als gemeinsamer Spitzenkandidat aller ungarischen Oppositionsparteien im Frühling 2022 bei den Parlamentswahlen antreten – mit dem Ziel, Victor Orbán zu stürzen. Márki-Zay, der als christlich-konservativ gilt und von Kritikern häufig als "ungarischer Trump" bezeichnet wird, sicherte sich in der Oppositions-Stichwahl 371.560 Stimmen und damit 56,7 Prozent der Stimmen, die Sozialdemokratin und Kandidatin der Demokratischen Koalition (DK), Klára Dobrev, kam auf lediglich 283.677 Stimmen (43,3 Prozent). Dobrev gratulierte Márki-Zay noch am Sonntagabend und versprach, ihn gegen Orbán zu unterstützen.
In einem ersten Statement betonte Márki-Zay die Zusammenarbeit mit Dobrev, denn trotz kurzfristiger Konkurrenz habe man dasselbe Ziel: die Abwahl Orbáns. "Ich möchte allen versichern, dass die Einheit innerhalb der Opposition für uns beide von entscheidender Bedeutung ist. Ich habe gestern Abend Dobrev angerufen, und unabhängig von den Ergebnissen haben wir besprochen, dass wir nur gemeinsam weiterarbeiten können", so der Wahlgewinner.
Vor allem in den Städten konnte der 49-Jährige punkten. Zuvor hatte der Budapester Bürgermeister, Gergely Karácsony‚ dem Liberalkonservativen seine Unterstützung ausgesprochen. Karácsony kandidierte selbst bei den Vorwahlen, hatte jedoch zugunsten von Márki-Zay auf eine Teilnahme in der Stichwahl verzichtet. Er lag in der ersten Wahlrunde mit 27,3 Prozent auf dem zweiten Platz hinter Dobrev, die 34,8 Prozent der Stimmen erreichte. Ihr dürfte ihre Ehe mit dem umstrittenen Ex-Premier Ferenc Gyurcsány die Aussicht auf einen Sieg genommen haben.
Teilnahmerekord
Laut Wahlkommission schritten insgesamt 662.000 Menschen zur Urne – ein neuer Rekord. In der ersten Runde waren es 633.000. Zwar hatte ein Cyberangriff am Samstag die Online-Abstimmung zeitweise gestoppt, berichtete das Onlineportal hvg.hu, doch das tat der Beteiligung keinen Abbruch. Eine ähnliche Attacke hatte es bereits bei den ersten Vorwahlen im September gegeben, die Ergebnisverkündung musste um einige Tage verschoben werden. Auch Anhänger der rechtsnationalen Fidesz-Partei hatten versucht, die Vorwahl der Opposition mit Eigenaktionen zu behindern.
Auf Márki-Zay wartet nun eine Mammutaufgabe: treue Fidesz-Wähler abzuwerben und Victor Orbán zu stürzen.
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