Lehrerin aus Odessa: "Ich will von Putin nicht beschützt werden"

Lehrerin aus Odessa: "Ich will von Putin nicht beschützt werden"
Eine Lehrerin aus Odessa erzählt von ihrem dramatischen Alltag, den Ängsten ihrer Schüler und warum sie die Stadt nicht verlassen will.

aus Mailand von Andrea Affaticati

Nie im Leben hätten wir uns im Sommer vor zehn Jahren, als wir uns in Odessa kennenlernten, vorstellen können, uns inmitten dieser Tragödie wiederzusehen. Karina ist in ihrer Wohnung in Odessa, ich in meiner sicheren in Mailand, wir sprechen über Skype.

Karina Beigelzimer ist 45 Jahre alt, Deutschlehrerin und freie Journalistin. Tiefe Schatten umringen ihre Augen. Man sieht ihr die Erschöpfung an. Odessa, die drittgrößte und wichtigste Hafenstadt des Landes am Schwarzen Meer, und ihre Einwohner bangen ums Überleben. Vor der Küste kreuzen russische Kriegsschiffe. Das ukrainische Militär hat Barrikaden errichtet, um einen Angriff zu vereiteln.

"Gestern habe ich das erste Mal seit zehn Tagen durchgeschlafen, weil es keinen Luftalarm gegeben hat", erzählt Karina. "Normalerweise hört man die Sirenen jede  Nacht für mindestens zwei Stunden, vor ein paar Tagen heulten sie von zwei bis sieben Uhr morgens." Trotz der dramatischen Situation versucht Karina, nicht aufzugeben.

Kommentare