Raketenkreuzer "Moskwa" gesunken, Moskau spricht von starkem Sturm
Tag 50 im Krieg in der Ukraine: Russland hat im Ukraine-Krieg sein wichtigstes Kriegsschiff verloren. Der Raketenkreuzer "Moskwa" sei untergegangen, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Donnerstagabend mit. Das Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte habe bei starkem Seegang in Folge eines Sturmes seine "Stabilität" verloren, während man es abschleppte. Moskau hatte zuvor eine Explosion auf dem Schiff bestätigt. Die Ukraine behauptete, die "Moskwa" am Donnerstag mit zwei Anti-Schiff-Raketen getroffen zu haben.
Das war die Moskwa
Russland hatte die Treffer dementiert und stattdessen von der Detonation von Munition an Bord gesprochen. Das Schiff hat eine Besatzung von rund 500 Mann und spielte eine wichtige Rolle für seegestützte Raketenangriffe auf die Ukraine. Das Schiff hat eine Tonnage von 12.500. Seit dem Zweiten Weltkrieg ist kein so großes Kriegsschiff mehr untergegangen. Das Kommandoschiff ist für Russland von großer symbolischer Bedeutung, da es neben seinem militärischen Nutzen immer wieder auch für diplomatische Zwecke genutzt wurde.
Selenskij dankt Landsleuten
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij hat seinen Landsleuten für 50 Tage Widerstand gegen Russland gedankt. "Gott sei Dank, den Streitkräften der Ukraine und unserem Volk - wir haben den größten Teil unseres Landes verteidigt", sagte Selenskij anlässlich des 50. Tages seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine in einer am Donnerstagabend auf Telegram veröffentlichten Videobotschaft.
"50 Tage unserer Verteidigung sind eine Leistung. Eine Leistung von Millionen von Ukrainern", so der Präsident.
Erfolgsberichte aus Ukraine
Die Ukraine berichtete am Donnerstag von weiteren Erfolgen gegen die Invasoren. So seien acht russische Angriffe in den östlichen Regionen Donezk und Luhansk abgewehrt worden. Zudem sei es gelungen, die Verteidigung der südukrainischen Stadt Krywyj Rih zu festigen. Die Front sei um 40 bis 50 Kilometer von der Großstadt weggedrängt worden, teilte der regionale Militärchef Olexander Wilkul laut der Agentur Ukrinform mit. Die Ukraine meldete zudem die Befreiung von mehreren Orten in der Südukraine. Fallschirmjäger aus Lwiw hätten dem Gegner "bedeutende Verluste" zugefügt, woraufhin sich die Besatzer zurückgezogen hätten, meldete Ukrinform am Donnerstag unter Berufung auf die Armee.
Russland: Sieben Einrichtungen zerstört
Russland zerstörte laut der Nachrichtenagentur Interfax in den vergangenen 24 Stunden sieben Militäreinrichtungen in der Ukraine. Dazu gehöre ein Depot für Raketenartillerie, hieß es unter Berufung auf das russische Verteidigungsministerium. Eigenen Angaben zufolge beschossen die russischen Truppen auch einen Flugplatz der ostukrainischen Millionenstadt Dnipro beschossen. Dabei seien in der Nacht ein Kampfflieger vom Typ MiG-29, ein Hubschrauber Mil Mi-8 sowie eine Kampfdrohne vom Typ Bayraktar zerstört worden, sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Donnerstagvormittag. Darüber hinaus seien zwei Waffenlager in den Gebieten Odessa und Donezk attackiert worden.
Weiter Unklarheit um Mariupol
Konaschenkow erklärte außerdem, dass sich in der schwer umkämpften Hafenstadt Mariupol mittlerweile 1.160 ukrainische Soldaten ergeben und in russische Gefangenschaft begeben hätten. Die Ukraine wies dies zurück und gab sich aller Evidenz zum Trotz siegessicher. "Mariupol war, ist und bleibt eine ukrainische Stadt", sagte Bürgermeister Wadym Bojtschenko am Donnerstag im ARD-"Morgenmagazin". Die angebliche Kapitulation der ukrainischen Kämpfer nannte er "Falschnachrichten". Der Politiker ist selbst nicht in der Stadt, soll aber noch in der Ukraine sein.
Meldungen über Angriffe in Russland
Russische Behörden meldeten indes mehrere Angriffe der Ukraine auf ihr Staatsgebiet. Zwei Kampfhubschrauber hätten aus geringer Höhe Wohngebäude in dem Dorf Klimowo in der Region Brjansk beschossen, hieß es in einer Erklärung des russischen Investigativkomitees. Dabei seien sieben Personen verletzt worden. Der Gouverneur der Region Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, schrieb seinerseits auf Telegram, das Dorf Spodarjuschino sei beschossen worden. Es habe keine Verletzten gegeben. Später berichtete er von einem weiteren Angriff auf das Dorf Schurawljowka. Dabei sein Wohngebäude attackiert worden. Ob es Verletzte gegeben habe, sei zunächst unklar. Kiew wies die Angaben zurück. Moskau inszeniere solche "Terroranschläge", um eine "anti-ukrainische Hysterie" im Land zu schüren.
Gefangenenaustausch
Bei einem erneuten Gefangenenaustausch mit Russland sind nach Angaben Kiews 30 ukrainische Kriegsgefangene freigelassen worden. "Fünf Offiziere und 17 Militärangehörige wurden ausgetauscht. Auch acht Zivilisten, darunter eine Frau, wurden freigelassen", erklärte die ukrainische Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk am Donnerstag. Am Abend berichtete Wereschtschuk zudem, dass am Donnerstag 2.557 Menschen über humanitäre Korridore aus belagerten Orten evakuiert werden konnten, darunter 289 aus Mariupol.
Mehr als 500 Tote in Charkiw
Während der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH), Karim Khan, am Donnerstag den Erhalt von Berichten über weitere Verbrechen in der Ukraine verkündete, veröffentlichte der Regionalgouverneur von Charkiw, Oleg Synegubow, eine neue Bilanz über die getöteten Zivilisten in der umkämpften Grenzregion zu Russland. Demnach wurden seit 24. Februar 503 Zivilisten in der Region getötet, darunter 24 Kinder. Allein in den vergangenen 24 Stunden habe es 34 Angriffe in der Region um die gleichnamige zweitgrößte Stadt der Ukraine gegeben, sagte Synegubow in einem Video. Dabei sei ein Mensch getötet und acht weitere verletzt worden.
Kommentare