Kuba verabschiedet sich endgültig von der Castro-Ära
Es ist der endgültige Schlusspunkt unter einer Epoche, die schon seit Jahren schleichend ihrem Ende zugeht. Kuba verabschiedet sich von einem Bruderpaar, ohne das sich wohl fast alle Bewohner der Insel ihre Heimat nicht einmal vorstellen können: Die Castros.
Zum achten Mal kommen ab Freitag Delegierte der Kommunistischen Partei Kubas zu einem Kongress zusammen. Der Parteitag markiert eine Zeitenwende: Wie erwartet räumt Raúl Castro seinen Posten als Parteichef. Diesen hatte er von seinem älteren Bruder Fidel übernommen, der 2016 starb. Fidel hatte schon im Jahr 2008 nach einer schweren Erkrankung alle politischen Ämter zurückgelegt.
Ohne Castro erstmals seit 1965
Erstmals seit ihrer Gründung im Jahr 1965 - sechs Jahre nach dem Sieg der Revolution - wird die einzige in dem Karibikstaat zugelassene Partei nicht mehr von einem Castro angeführt. Die beiden Brüder hatten gemeinsam mit Che Guevara, der schon 1967 starb, in den 1950ern den Guerillakrieg gegen das von den USA abhängige Battista-Regime angeführt und waren 1959 siegreich in Havanna eingezogen.
Der heute 89-Jährige Raúl Castro gab bereits vor drei Jahren das Amt als Präsident des Karibikstaats an Miguel Díaz-Canel weiter. Der aber fährt den politischen Kurs Kubas vorerst weiter und versucht nur die Krise der kubanischen Wirtschaft durch kleinere Öffnungsschritte und Reformen zu lindern.
Trumps Sanktionen
Die litt zuletzt stark unter immer schärferen US-Sanktionen während der Amtszeit des Ex-Präsidenten Donald Trump sowie unter dem Einbruch des Tourismus in der Corona-Pandemie. Als Reaktion wurden etwa im Februar die Liste der im Privatsektor erlaubten Berufe von 127 auf mehr als 2000 erweitert. Vor allem die Gastronomie ist in Kuba zunehmend in den Händen von Privaten, viele davon kleine Familienbetriebe.
Impfung aus Kuba
Auch entwickelt Kubas medizinische Forschung, die seit Jahrzehnten auf hohem internationalen Niveau arbeitet, eine eigene Corona-Impfung. Das erste der Präparate ist bereits erfolgreich getestet und soll auch Touristen angeboten werden.
Kritik am Regime
Die Wirtschaftskrise, aber auch der Mangel an offener politischer Diskussion und die Unterdrückung oppositioneller Bewegungen lässt in Kuba den Widerstand gegen das Regime wachsen. Internationale Aufmerksamkeit erregte zuletzt die sogenannte San-Isidro-Bewegung oppositioneller Künstler, die offenbar Rückhalt in Teilen der Bevölkerung genießt. Mehrere bekannte kubanische Musiker veröffentlichten im Februar das Lied „Patria y Vida“ (Vaterland und Leben) - in Anlehnung an einen berühmten Ausspruch Fidel Castros, „patria o muerte“ (Vaterland oder Tod) - als Ausdruck ihrer Solidarität mit der Bewegung. Das Video wurde seither bei Youtube mehr als 4,5 Millionen Mal aufgerufen.
PCC-Kongresse finden seit dem ersten im Jahr 1975 etwa alle fünf Jahre statt. Dabei wählen die aktuell etwa 1000 Delegierten das Zentralkomitee. In diesem Jahr sollen nach Angaben der Partei außerdem unter anderem die Folgen der beim Kongress 2011 beschlossenen Wirtschaftsreformen bewertet werden.
Kommentare