USA

Kongress neu: Geballte Frauenpower gegen Trump

Frauen als großen Gewinnerinnen der Midterm-Elections. Wie Trump die Frauen seit seinem Amtsantritt indirekt mobilisierte.

Nancy Pelosi hat bereits Geschichte geschrieben. Zwischen 2007 und 2011 war sie die erste Vorsitzende im Repräsentantenhaus. Denselben Job strebt die Fraktionschefin der US-Demokraten nach ihrem Wahlsieg am Dienstag jetzt wieder an – und könnte damit Donald das Leben schwer machen, indem sie  Gesetzesvorhaben blockiert. Auch das Impeachment-Verfahren läge in ihrer Hand.

Aber auch über den Wahlsieg von  Alexandria Ocasio-Cortez wird sich der Präsident nicht sonderlich freuen. Die 29-Jährige zieht als bisher jüngste Frau ins Repräsentantenhaus ein. Der Shooting-Star wird als mögliche Demokraten-Kandidatin für künftige Präsidentschaftswahlen gehandelt (2020 ist sie allerdings noch zu jung, für die Präsidentschaft muss man 35 Jahre alt sein).

 

Kongress neu: Geballte Frauenpower gegen Trump

Mit 29 ins Repräsentantenhaus: Die Demokratin Ocasio-Cortez

Mobilisierung seit der Wahl 2016

Unmittelbar nach dem Schock der Bestellung des durch sexistische Aussagen auffallenden Donald Trump zum US-Präsidenten  mobilisierten sich Frauen in Amerika. Am Tag nach seiner Angelobung versammelten sich bis zu 700.000 Menschen zur größten Demonstration in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Und der Widerstand gegen Trump riss seither nicht ab. Das schlug sich bereits  in den Demokratischen Vorwahlen nieder: Schon dort erzielten die Frauen einen Rekordwert: Noch nie waren so viele angetreten.

 

Ebenso bei den Midterm-Elections am Dienstag. Und auch die Nachfrage war offenbar groß: Die Zahl von 104 Frauen im Kongress wird diesmal definitiv übertroffen. Nach vorläufigen Berechnungen ziehen allein 99 Frauen in das Repräsentantenhaus ein, 31 davon zum ersten Mal. Der alte Rekord (2015 bis 2017) lag bei 85.

Politologe Fritz erkennt vor allem eine erhöhte Bereitschaft von Frauen, „selbst in die Arena zu gehen“. Darunter viele junge und gebildete Frauen, die bis vor einem Jahr nur lokal bekannt waren. Das ergab sich laut Plasser nicht unbedingt durch, aber parallel zu der #MeToo-Debatte, die eine erhöhte Aufmerksamkeit für Frauenthemen mit sich gebracht hat.

Folgen der Frauenmobilisierung

Und nicht nur Frauenthemen werden präsenter, wenn mehr Frauen politische Ämter bekleiden. Die Vorbildfunktion wirkt sich motivierend auf Mädchen und junge Frauen aus. Laut einer Studie der Notre Dame Universität interessieren sich mehr heranwachsende Frauen dafür, in die Politik zu gehen, wenn mehr Frauen in der politischen Berichterstattung präsent sind. Eine andere Studie belegt, dass junge Frauen sich politisch eher beteiligen und eher politische Diskussionen führen, wenn es mehr weibliche Gesetzgeber gibt.

 

Kongress neu: Geballte Frauenpower gegen Trump

Demokratinnen nach der Wahl

Traditionelle Geschlechterkluft  ist breiter geworden

Nicht erst seit 2016 gibt es eine Geschlechterkluft bei US-Wahlen. Vielmehr zeichnet diese sich seit den 1980er-Jahren ab. Junge gebildete Amerikanerinnen stimmen zu 70 Prozent für die Demokraten, bei jungen gebildeten Männern sind es rund 50 Prozent. Die traditionelle Parität der Geschlechter ist seit der Präsidentschaftswahl vor zwei Jahren allerdings noch stärker geworden.

Was Frauen anders machen

Ein Grund, warum Wählerinnen, aber auch Wähler für Frauen stimmen, ist, dass sie sich auf konsequentere und lösungsorientiertere Weise jenen  Themen widmen, die ihren Alltag betreffen. Etwa Familie, Gesundheit, Bildung  oder Karenzzeiten. Zudem belegen Studien, dass Frauen ihren Bezirken in Form von Förderungen  um neun Prozent mehr Geld bescheren als männliche Vertreter.

 

Man kann in den USA wie in Europa eine Desillusionierung erkennen, was professionelle, langgediente Politiker betrifft.

von Fritz Plasser, Politologe

Außerdem, so Plasser, sind viele US-Wähler (wie auch Wähler in Europa) desillusioniert, was professionelle, langgediente Politiker angeht. Vieler der am Dienstag erfolgreichen Politikerinnen gehören eben diesem Washingtoner Establishment nicht an.

Der Höhepunkt sei das allerdings noch nicht, glaubt Politologe Plasser. „Die Demokraten werden noch stärker rekrutieren, noch mehr Frauen werden zu einer Kandidatur bereit sein.“
Mit den weiblichen Wählern hat eine „mehr als relevante Wählergruppe“ bei den aktuellen Zwischenwahlen die Grand old Party abgelehnt. Das könnte bei den Republikanern eine Neuorientierung in Hinblick auf die nächsten Wahlen 2020 verursachen.

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