Bundesheer im Erdbebengebiet der Türkei: "Katastrophales Bild"

Aftermath of the deadly earthquake in Adana
Das Beben in der Türkei und Syrien hat bisher über 8.100 Todesopfer gefordert. Oberstleutnant Kugelweis vom Bundesheer schildert seine Eindrücke im Einsatz.

Zwei Tage nach den verheerenden Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet ist die Zahl der Todesopfer auf über 8.700 gestiegen. Allein in den betroffenen Regionen im Süden der Türkei wuchs sie auf 6.234, wie die Katastrophenschutzbehörde Afad am Morgen mitteilt. Mehr als 37.000 Menschen wurden verletzt. Aus Syrien wurde ein Anstieg der Totenzahl auf über 2.500 gemeldet. Außerdem gibt es dort demnach mehr als 4.650 Verletzte.

Noch immer werden zahlreiche Menschen in den Trümmern vermutet. Tausende Betroffene sind obdachlos geworden und harren bei teils eiskaltem und stürmischem Winterwetter aus.

Insgesamt seien rund 60.000 Helfer vor Ort. Oktay sagte, dass in der Nacht zu Mittwoch internationale und lokale Teams vor allem in die Provinzen Adiyaman, Hatay und Kahramanmaras gebracht würden, teils auf dem Luftweg. Die Wetterbedingungen ließen solche Flüge zu, was die Arbeit erleichtere.

Oberstleutnant Kugelweis zur Lage im Erdbebengebiet

Der österreichische Oberstleutnant Pierre Kugelweis ist mit dem Bundesheer im Erdbebengebiet in Hatay im Einsatz. Er schildert im Ö1 Morgenjournal einen "intensiven Eindruck von der Zerstörung". Straßen hätten sich in den Städten um Meter verschoben und Menschen würden sich zwischen den zerstörten Gebäuden bei Temperaturen nahe des Gefrierpunkts Feuer anzünden.

Er berichtet, dass seine Truppe, die aus 32 Experten und Expertinnen inklusive Suchhunden besteht, wenig Schlafen wird. Denn, wie er sagt: " Die ersten Stunden sind entscheidend." Kugelweis lobt die Koordination vor Ort mit anderen Rettungsteams, sie funktioniere sehr gut.

Insgesamt sollen rund 60.000 Helfer vor Ort sein. Der türkische Vizepräsident Oktay sagte, dass in der Nacht zu Mittwoch internationale und lokale Teams vor allem in die Provinzen Adiyaman, Hatay und Kahramanmaras gebracht würden, teils auf dem Luftweg. Die Wetterbedingungen ließen solche Flüge zu, was die Arbeit erleichtere.

Wie das Außenministerium Dienstagmittag mitteilte, wurden zwei Österreicher in der Provinz Kahramanmaras in Anatolien tot geborgen. Weitere Vermisste gäbe es aktuell nicht. Nach Schätzungen des Pacific Disaster Centers, einer US-Organisation für Katastrophenhilfe, sind insgesamt rund 23 Millionen Menschen betroffen. Im Erdbebengebiet suchen Retter weiter unter großem Zeitdruck nach Überlebenden unter den Trümmern eingestürzter Häuser.

Die schwierige und teils schleppende Erdbebenhilfe in der Türkei und Syrien 

Notstand in der türkischen Provinzen gilt für drei Monate

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan rief den Notstand in den betroffenen Gebieten aus. Er gelte für drei Monate in zehn Provinzen im Süden des Landes, sagte Erdogan am Dienstag. Zugleich erklärte er die Region zum Katastrophengebiet. International lief die Hilfe an, erste Teams auch aus Österreich trafen im Katastrophengebiet ein. 70 Länder hätten inzwischen ihre Unterstützung bei den Such- und Rettungsmaßnahmen angeboten, sagte Erdogan. Die Regierung plane zudem, Betroffene vorübergehend in Hotels in der westlich gelegenen Tourismusmetropole Antalya unterzubringen.

Die Zahl der Toten dürfte Experten zufolge weiter steigen. Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, UNICEF, befürchtet, dass Tausende Kinder darunter sein dürften. Das Beben in der Türkei war das Schwerste seit einem Beben ähnlicher Stärke im Jahr 1999, bei dem mehr als 17.000 Menschen ums Leben kamen. "Es ist ein Wettlauf mit der Zeit", sagte der Chef der Weltgesundheitsorganisation WHO, Tedros Adhanom Ghebreyesus. "Jede Minute, jede Stunde, die verstreicht, schmälert die Chancen, noch jemanden lebend zu finden."

Während in der Türkei Hilfe großflächig angelaufen ist, warten viele Betroffene in Syrien auf Rettungsteams. Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) forderte die Öffnung aller Grenzübergänge, um auch in Syrien schnellere Hilfe zu ermöglichen.

Moscheen in Syrien öffnen ihre Pforten

In Syrien öffneten Moscheen ihre Pforten, um Betroffene aufzunehmen. Nach Angaben der Regierung und von Rettungskräften in den von der Regierung kontrollierten Regionen und von Rebellen gehaltenen Gebieten im Nordwesten des Landes starben mindestens 1.800 Menschen. Auch hier werden noch viele Opfer unter den Trümmern vermutet. Die Region hatte schon unter dem syrischen Bürgerkrieg besonders zu leiden. Zerstörte Straßen und der harte Winter erschweren den Vereinten Nationen zufolge die Rettungsarbeiten. In Hama wurden am Dienstag die ersten Toten beerdigt. "Es ist schrecklich", sagte Abdallah al Dahan, ein Einwohner der Stadt. "In meinem ganzen Leben habe ich so was noch nicht gesehen, bei allem was uns schon widerfahren ist."

In der Türkei sind den Behörden zufolge 13,5 Millionen Menschen betroffen. Das Gebiet erstreckt sich in der Türkei über 450 Kilometer von Adana im Westen bis Diyarbakir im Osten und über 300 Kilometer von Malatya im Norden bis Hatay im Süden. Im Katastrophengebiet herrschten Temperaturen um den Gefrierpunkt.

Schlechtes Wetter behindert Rettungsarbeiten im Erdbebengebiet

Der türkische Wetterdienst sagte teils Schneefall und Regen voraus. Nachbeben und das schlechte Wetter mit niedrigen Temperaturen und Regen behinderten am Dienstag die Rettungsarbeiten und Hilfslieferungen. Hinzu kommen schlechte Internetverbindungen und beschädigte Straßen zwischen einigen der am stärksten betroffenen türkischen Städte, in denen Millionen von Menschen leben. In die drei am meisten betroffenen Provinzen Hatay, Kahramanmaras and Adiyaman dürften nur noch Rettungsfahrzeuge und Hilfstransporte fahren, sagte Oktay. Dasselbe gelte für den Verkehr aus den drei Provinzen.

Die türkische Katastrophenbehörde AFAD teilte mit, dass 13.740 Such- und Rettungskräfte eingesetzt und mehr als 41.000 Zelte, 100.000 Betten und 300.000 Decken in die Region geschickt worden seien. Über das Zentrum für Katastrophenhilfe der EU sind bereits 27 Such- und Rettungsteams mobilisiert worden. Wie der zuständige EU-Kommissar Janez Lenarcic am Dienstagvormittag mitteilte, entspricht das insgesamt mehr als 1.150 Rettungskräften und 70 Hunden.

Griechenland schickte trotz der Spannungen mit der Türkei am Montag eine Rettungsmannschaft mit Spürhunden ins Erdbebengebiet. Eine israelische Hilfsdelegation ist in der Türkei angekommen, um dort nach den schweren Erdbeben bei der Suche nach Verschütteten zu helfen. Hilfszusagen kamen etwa auch aus Großbritannien, Indien, Pakistan, Finnland, Schweden, Russland, der von Russland angegriffenen Ukraine sowie den USA.

Folgende Organisationen leisten Hilfe vor Ort und sammeln Spenden für Erdbeben-Opfer:

Caritas Österreich
IBAN: AT23 2011 1000 0123 4560
BIC: GIBAATWWXXX
Kennwort: Erdbeben Syrien und Türkei www.caritas.at/erdbeben-syrien-tuerkei

Österreichisches Rotes Kreuz
IBAN: AT57 2011 1400 1440 0144
BIC: GIBAATWWXXX;
Kennwort: Katastrophenhilfe
oder online unter www.roteskreuz.at/erdbebenhilfe

Diakonie Katastrophenhilfe
IBAN: AT85 2011 1287 1196 6333
BIC: GIBAATWWXXX
Spenden-Kennwort: Erdbeben-Nothilfe Syrien Online Spenden: http://diakonie.at/erdbeben-hilfe-syrien

Rahma Austria
www.rahma-austria.at/de/
IBAN: AT 92 5100 0920 1374 5400
BIC:EHBBAT2E
Verwendungszweck: Erdbeben

Ärzte ohne Grenzen
Online unter www.aerzte-ohne-grenzen.at

Hasene Hilfs- und Sozialverein
www.hasene.at 
IBAN: AT08 1500 0043 2101 2892
BIC: OBKLAT2L
Verwendungszweck: 0031255

World Vision Österreich - Katastrophenhilfe
IBAN: AT22 2011 1800 8008 1800

Arbeiter Samariterbund Österreichs
https://www.samariterbund.net/spende-katastrophenhilfe
Spendenkonto: Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs:
IBAN: AT04 1200 0513 8891 4144
BIC: BKAUATWW
Kennwort: Türkei/Syrien

CARE Österreich
IBAN AT77 6000 0000 0123 6000
oder online unter www.care.at

Jugend eine Welt
IBAN: AT66 3600 0000 0002 4000
oder online unter https://www.jugendeinewelt.at/spenden-ist-helfen/jetzt-spenden/

Kızılay - Türkisches rotes Kreuz
https://www.kizilay.org.tr/bagis-yontemleri/yurt-disindan-bagis
IBAN: DE26 5122 0700 1080 0000 01
BIC: TCZBDEFF

medico international e.V.
www.medico.de/kampagnen/spendenaufruf-nothilfe-erdbeben
IBAN: DE69 4306 0967 1018 8350 02
BIC: GENODEM1GLS
Spendenstichwort: Nothilfe Erdbeben

AHBAP - Türkisches Netzwerk freiwilliger Helfer
https://ahbap.org/bagisci-ol
AHBAP DERNEĞİ
IBAN: TR 15 0006 4000 0021 0212 1502 77
BIC:ISBKTRIS

AFAD - Offizielles türkisches Krisenpräsidium
www.afad.gov.tr/depremkampanyasi2
IBAN: TR 19 0001 0017 4555 5555 5552 06
BIC: TCZBTR2A

AKUT - Türkischer Such- und Rettungsverein
https://www.akut.org.tr/bagis-yap
IBAN: TR12 0006 4000 0021 0806 6661 44
BIC: ISBKTRIS

Hilfe aus Österreich

Am Dienstag reisten auch 85 Soldatinnen und Soldaten der "Austrian Forces Disaster Relief Unit" (AFDRU) in die Türkei, um dort Verschüttete zu retten. Neben den Bundesheerkräften wird Österreich nach einer Anfrage der Türkei beim Zivilschutzmechanismus der Europäischen Union ein Team aus Vorarlberg in das Gebiet schicken.

Bei den 25 Spezialisten handelt es sich um Feuerwehrleute, vier Hundeführer der Bergrettung mit speziell ausgebildeten Hunden sowie um drei Notärzte. Derzeit wird der Transport in die Türkei organisiert, das insgesamt 32-köpfige Team mit weiteren Helfern aus anderen Teilen Österreichs reist im Laufe des Tages Richtung des Einsatzgebiets in Kahramanmaras, hieß es auf der Facebook-Präsenz der österreichischen Bundesfeuerwehrverbandes.

 

In der Nacht auf Montag hatte ein erstes Beben der Stärke 7,9 die Grenzregion erschüttert. Am frühen Montagnachmittag folgte dann ein weiteres Beben mit einer Stärke von 7,7. Nach Angaben des European Mediterranean Seismological Centre erschütterte Dienstagfrüh ein weiteres Erdbeben der Stärke 5,6 die Zentraltürkei.

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