Warum die Erdbeben so viele Opfer forderten

Erdbeben in der Türkei und Syrien
Experten sehen vor allem Versäumnisse bei türkischer Bau- und Städteplanung.

Neben vielen Bildern von Opfern und Betroffenen der verheerenden Erdbeben in der türkisch-syrischen Grenzregion machen auch jene von den vielen eingestürzten Gebäuden betroffen; vor allem jene, die einem Kartenhaus gleich in sich zusammenbrachen und die Frage aufwerfen: Sollten ganze Wohnhäuser so leicht dem Boden gleich zu machen sein?

In der Türkei, so heißt es zumindest oft, habe man aus der Vergangenheit gelernt. 1999 ereignete sich die letzte große Erdbebenkatastrophe in Izmir. 17.000 Menschen starben damals. Ganze Städte lagen in Trümmern. Daraus zog man – vermeintlich – seine Lehren und gestaltete unter anderem die Bauordnung neu. So wurde 2004 ein Gesetz verabschiedet, wonach alle Bauten modernen, erdbebensicheren Standards entsprechen müssen.

Die aktuellen Zahlen und Bilder lassen daran aber Zweifel aufkommen. Korruptionsskandale rund um die Baubranche gab es in der Türkei in den letzten Jahren einige. Auch die Tatsache, dass viele staatliche Gebäude einstürzten, wie etwa Rathäuser oder gar ganze Krankenhäuser, lässt Kritik an der offenbar mangelnden Einhaltung der erdbebensicheren Standards sowie der Bauqualität aufkommen.

Vor allem aber wird kritisiert, dass die Gebäude- und Städteplanung nicht der einer erdbebenanfälligen Geografie entsprechend sei. „Ich habe mir jahrelang den Mund fusselig geredet und Konzepte bei den auch aktuell betroffenen Gemeinden eingereicht. Aber niemand wollte zuhören“, sagte der Geologe Naci Görür in einem TV-Auftritt. Andere, ältere Auftritte von Görür gehen seit Beginn der Katastrophe viral. Mehrmals hatte der Experte mit einer erschreckenden Präzision die Lage sowie die Magnitude der Erdbewegungen vorausgesagt.

„Hätten wir nach 1999 gleich angefangen und alle zusammen angepackt, hätten wir in 23 Jahren alle türkischen Städte zu erdbebensicheren machen können“, sagt der Experte in einem Interview mit der Zeitung Hürriyet.

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