Klitschko nennt Russen-Krieg gegen sein Land „Genozid“

Klitschko nennt Russen-Krieg gegen sein Land „Genozid“
Weiter heftige Kämpfe in vielen Regionen der Ukraine. Beide Seiten melden Erfolge.

„Die vernichten die Zivilbevölkerung, die vernichten unser Land. Das ist ein Genozid.“ Mit diesen drastischen Worten beschrieb Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko in einer Live-Schaltung mit dem Stadtrat der Partnerstadt München am Mittwoch die aktuelle Lage in seinem Heimatland Ukraine. Seine Stadt werde wie andere mit Raketen beschossen, die „in einem Radius von 500 Metern jedes menschliche Leben“ töteten.

Klitschko nennt Russen-Krieg gegen sein Land „Genozid“

Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko

Tatsächlich wurden aus vielen Regionen wieder heftige Gefechte gemeldet. Hotspot war einmal mehr die südliche Hafen-Metropole Mariupol, die jetzt offenbar auch vom Asowschen Meer beschossen wird. Die Stadt hat sowohl strategisch als auch symbolisch eine große Bedeutung: Zum einen stellt sie das letzte verbleibende Stückchen dar, das den Russen für eine Landbrücke zwischen der 2014 annektierten Krim und den abtrünnigen Gebieten im Osten fehlt. Zum anderen haben die Verteidiger in den vergangenen acht Jahren mehrmals Angriffe der pro-russischen Separatisten abgewehrt.

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Mariupol ist zudem Hochburg des berüchtigten Asow-Regiments, einer rechtsradikalen Kampftruppe, die mittlerweile in die ukrainische Nationalgarde eingegliedert wurde.

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Auch aus dem Norden wurde massiver Beschuss gemeldet. Im Zentrum stand erneut die Millionenstadt Charkiw.

Laut britischen Geheimdienstberichten versuchen russische Verbände nun mit einem Zangenangriff aus dem Süden und dem Norden, Einheiten der Ukrainer einzukesseln. Überprüfen ließ sich das nicht.

„Wir halten Stellung“

Beide Seiten reklamieren jedenfalls Erfolge für sich: Aus Moskau verlautete, alles verliefe „streng nach Plan“. Kiew hielt dagegen und betonte: „Wir halten Stellung.“ Und beide Seiten haben offenbar größere Probleme: Laut US-Quellen gehen den russischen Streitkräften Munition, Treibstoff und andere Versorgung aus, zudem seien bereits zehn Prozent des eingesetzten Militärgeräts zerstört sowie Tausende Soldaten gefallen. Und der Ukraine fehlt es offenbar langsam an Waffen zur Verteidigung – aus dem Präsidialamt hieß es gerichtet an den Westen, man benötige dringend moderne Flugabwehrraketen, Marschflugkörper sowie Granaten.

Klitschko nennt Russen-Krieg gegen sein Land „Genozid“

An der diplomatischen Front kämen die Gespräche mit Russland, so der ukrainische Staatschef Wolodimir Selenskij, nur sehr schleppend voran. Auch darüber will er heute, Donnerstag, auf der NATO-Tagung informieren, zu der der Präsident zugeschaltet wird.

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