Warum schon wieder eine Klimakonferenz - und was dort eigentlich passiert?
Im autoritären Aserbaidschan kommen zum 29. Mal Vertreter von 195 Staaten zusammen, um Klimaschutz-Politik zu besprechen.
Von Bernhard Gaul
Seit Montag findet in Baku, der Hauptstadt des Öl-Staats Aserbaidschan, die 29. UN-Klimakonferenz statt. Worum geht es da?
- Warum gibt es Klimakonferenzen?
Die Wissenschaft warnt seit etwa 40 Jahren vor den Folgen des menschengemachten Klimawandels. Die Konferenzen sollen dazu beitragen, dass alle Staaten aus der Nutzung fossiler Energien aussteigen, weil durch deren Verbrennung das Treibhausgas CO₂ entsteht, das den Klimawandel antreibt. Ziel ist aber auch eine gerechte Klimawende weltweit, indem die reichen Staaten den ärmeren finanziell bei der Energiewende helfen sollen, als auch bei der Bewältigung der Anpassungsmaßnahmen und der bereits eingetretenen Klimaschäden.
- Wer veranstaltet diese Klimakonferenzen?
Nach dem Weltgipfel 1992 findet seit 1995 jedes Jahr eine von den Vereinten Nationen einberufene Klimakonferenz statt. Nur 2020 entfiel sie wegen der Lockdowns der weltweiten Pandemie.
- Was ist der Klimawandel oder die Klimakrise?
Es gibt ein natürliches Gleichgewicht von Wärmestrahlung von der Sonne auf die Erde und ein Abstrahlen der Wärme von der Erde ins Weltall. Dieses natürliche Gleichgewicht ist durch eine Zunahme des Treibhausgases CO₂ in der Atmosphäre um etwa 50 Prozent seit 1850 gestört. Die Folge ist, dass immer mehr Wärme auf der Erde bleibt, mit erheblichen Folgen: Es wird nicht nur am Land und in den Ozeanen wärmer, das „ewige Eis“ beginnt schneller zu schmelzen, Extremwetterereignisse wie Starkregen oder Wirbelstürme finden häufiger statt. Darunter leiden nicht nur Menschen, sondern das hat auch negative Auswirkungen auf Pflanzen und Tiere.
- Was sind Treibhausgase?
Das sind unterschiedliche Arten von Gasen, die in der Atmosphäre die natürliche Wärmestrahlung der Erde beeinflussen. Das beim Verbrennen von organischen Materialien (vor allem Öl, Gas und Kohle) entstehende Kohlendioxid CO2 macht etwa 75 Prozent aller Treibhausgase aus, Methan (CH4, Erdgas) etwa 15 Prozent, und Stickstoff-Monoxid (NO₂, Lachgas) etwa sechs Prozent.
- Was waren die bisherigen Erfolge der vorausgegangenen 28. Klimakonferenzen?
Es gibt ein Versprechen aller Staaten (Paris-Abkommen), die Erderwärmung deutlich unter 2 °C und möglichst bei 1,5 °C zu begrenzen. 2023 in Dubai wurde vereinbart, dass es ein Ende der fossilen Energien geben muss, aber ohne Zieldatum. Es gibt keine Konsequenzen, wenn man sich nicht daran hält. Gut ist, dass reiche Staaten Geld für ärmere Staaten bereitstellen – derzeit 115 Milliarden Dollar jährlich – damit diese grünen Technologien (Photovoltaik), Klimawandelanpassungen (Dämme, Bewässerung) und Klimaschäden bezahlen können.
- Und was geschieht bei dieser Klimakonferenz?
Einerseits müssen Staaten vorlegen, was sie zum Klimaschutz getan haben und wie die Pläne für einen Ausstieg aus fossilen Energien aussehen („Global Stocktake“). Wichtiger ist aber die Frage der internationalen Klimafinanzierung, es geht darum, die aktuell jährlich 100 Milliarden Dollar auf das fünf- bis Zehnfache anzuheben. Gestritten wird, wer aller „Einzahler“ sein soll – die Liste ist seit 1992 unverändert.
- Warum sollen reiche Staaten so viel Geld für die ärmeren bereitstellen?
Darauf haben sich die Staaten schon vor 30 Jahren geeinigt. Da geht es um die historische Schuld, da die Industrienationen seit 1850 Wohlstand vor allem durch die Nutzung fossiler Energieträger geschaffen haben. Das seither ausgestoßene CO2 ist für den Klimawandel ursächlich, und das kam vor allem aus den Schornsteinen, Öfen und Autos der westlichen Industrienationen. Arme Staaten stießen kaum Emissionen aus.
- Wer sind die größten Verursacher von Treibhausgasen?
Aktuell sind das vor allem China (etwa 32 Prozent) und die USA (14 Prozent) und Indien (9,5 Prozent). Historisch für das CO₂ in der Atmosphäre seit 1850 sind vor allem die USA (25 Prozent) und die EU (22 Prozent) verantwortlich, Chinas Emissionen addieren sich auf nur 12 Prozent.
- Können die USA unter Donald Trump wie angekündigt ohne Sanktionen aus der internationalen Klimapolitik aussteigen?
Ja, seine Wahl wird bei der Klimakonferenz durchaus als Katastrophe wahrgenommen. Möglich wäre, dass Warenexporte aus den USA mit Klima-Strafzöllen belegt werden, um einen Wettbewerbsnachteil zu verhindern.
- Das klingt alles nicht sehr ermutigend. Sind Klimakonferenzen sinnvoll?
Ja, denn es gibt kein anderes Format, wo alle Staaten der Welt die Klimakrise adressieren und gemeinsam versuchen, Lösungen zu finden.
(kurier.at)
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