Wutrede bei Klimagipfel: „Krieg gegen die Natur beenden“
Es ist ein trauriges Jubiläum, darüber macht sich hier niemand Illusionen: Am Montag startete die 25. Klimakonferenz der Vereinten Nationen, diesmal in der spanischen Hauptstadt Madrid. Und die Klimakrise ist weiter denn je davon entfernt, gelöst zu werden. Kein einziger Staat schafft es derzeit, seine Verpflichtungen beim Klimaschutz zu erfüllen.
Zum Start der Klimakonferenz sind normalerweise die Begrüßungsworte des UN-Generalsekretärs besonders diplomatisch und freundlich.
Diesmal waren sie allerdings weniger freundlich und auch nicht sehr diplomatisch. Es war eigentlich eine Wut-Rede, die UN-General Antonio Guterres vor den honorigen Gästen, darunter auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen, hielt.
„Wollen wir wirklich in Erinnerung bleiben als Generation, die den Kopf im Sand vergräbt, die herumtrödelt, während der Planet brennt?“, ruft Guterres vom Rednerpult. Er spricht von einem „Krieg gegen die Natur“, der beendet werden müsse. „Wenn wir nicht schnell unseren Lebensstil ändern, gefährden wir das Leben an sich.“
Punkt für Punkt zählt er dann auf, was alles in Schieflage geraten ist, von den tauenden Eisflächen, den gärenden Permafrostböden, dem steigenden Meeresspiegel und den häufiger auftretenden Unwetterkatastrophen.
„Aber was mich am meisten frustriert, ist der langsame Fortschritt, das zu ändern, vor allem wenn wir doch alle Werkzeuge und Technologien längst verfügbar haben.“ Es müsse jetzt alles unternommen werden, was möglich ist: „Wenn wir jetzt nicht wirklich alles versuchen, wäre das nichts weniger als ein Verrat an der Menschheit und den kommenden Generationen.“
Plüsch-Eisbären-Rede
Van der Bellen hatte rund drei Minuten für seine Rede vor den Delegierten und die nützte der österreichische Bundespräsident für eine positive Zukunftsvision: „Das ist ein Eisbär“ – er hielt einen kleinen weißen Plüschbären in die Höhe, und erzählte: „David, der Sohn einer Mitarbeiterin, war kürzlich bei uns im Büro.
Als er die Kristallluster in der Hofburg sah, glänzten seine Augen. Aber er sagte auch zu mir: ,Wir müssen Strom sparen, sonst sterben die Eisbären.‘“
David denke schon jetzt darüber nach, wie die Welt aussehen werde, wenn er groß ist, so Van der Bellen weiter, und stelle die Frage, wie denn seine Zukunft aussehen solle?
„Sie alle hier sind Entscheidungsträger“, sagt er zu den Delegierten. „Bitte denken Sie an die Kinder, wenn Sie für Ihr Land entscheiden. Denn unsere Kinder werden später auch an uns denken, daran, was wir getan haben. Oder daran, was wir nicht getan haben.“
Anreise mit Boot und Zug
Erst langsam geht an diesem ersten Tag der Klimakonferenz das Geschehen auf dem riesigen Konferenzgelände los, nur ein paar tausend Menschen sind am Montag da. 25.000 bis 30.000 werden es zum Schluss sein. Viele sind noch auf der Anreise, die meisten mit Flugzeugen, einige aber auch, so wie Greta Thunberg, mit dem Boot und dem Zug.
Jetzt starten die technischen Verhandlungen auf Beamtenebene, erst zum Schluss, ab Mitte nächster Woche, werden dann die Umweltminister der Staaten erwartet, die dann harte politische Entscheidungen treffen müssen. Etwa, ob wieder ein internationaler Kohlenstoff-Handelsmarkt aufgebaut werden soll, und wie die Regeln dafür aussehen sollen.
Das blockieren derzeit vor allem die Brasilianer, sie sind aber bei Weitem nicht die einzigen, die Lösungen Steine in den Weg legen.
„Die meisten Schwellenländer wie Brasilien, Indien, Indonesien pochen halt drauf, sich weiter wirtschaftlich entwickeln zu können und erklären mit einigem Recht, dass sie für den Großteil des Kohlendioxids, der in der Atmosphäre ist, nicht verantwortlich sind, sondern die westlichen Industrienationen“, erzählt ein Verhandler.
Und genau dieses Argument verhindere eigentlich seit 25 Jahren jeglichen Fortschritt.
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