Kanalinsel Jersey will Menschen Sterbehilfe ermöglichen

Kanalinsel Jersey will Menschen Sterbehilfe ermöglichen
Die Regelung soll für todkranke Erwachsene gelten, die weniger als sechs Monate zu leben haben.

Todkranken Menschen soll es auf der Kanalinsel Jersey ermöglicht werden, Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen.

Das Parlament stimmte am Mittwoch dafür, eine entsprechende Gesetzgebung auszuarbeiten. Die Regelung soll für schwer kranke Erwachsene gelten, die weniger als sechs Monate zu leben haben, wie die britische Nachrichtenagentur PA meldete.

Für Bewohner, die sich freiwillig für Tod entscheiden

Bei neurodegenerativen Erkrankungen sollen es zwölf Monate sein. Nicht erlaubt werden soll Sterbehilfe bei körperlichen Erkrankungen, die zwar unheilbar sind und unermessliches Leid verursachen, aber nicht tödlich enden.

Ärztinnen und Ärzte sollen außerdem das Recht bekommen, Sterbehilfe zu verweigern. Die neuen Regelungen sollen für Bewohnerinnen und Bewohner der Insel gelten, die sich freiwillig und informiert für den Tod entschieden haben.

Jersey ist nicht Teil des Vereinigten Königreichs, sondern untersteht als sogenannter Kronbesitz direkt dem britischen Königshaus. Die Insel, die vor der französischen Küste im Ärmelkanal liegt, entscheidet selbstständig zum Beispiel über Justizfragen und Steuern. London ist für die Außen- und Verteidigungspolitik verantwortlich.

Auch anderorts wird über Sterbehilfe diskutiert

Bei einer Bürgerversammlung hatten sich 2021 mehr als drei Viertel dafür ausgesprochen, Sterbehilfe zu erlauben. Auch das Parlament stimmt grundsätzlich dafür. Bis das Vorhaben umgesetzt ist, dürfte es aber noch dauern. Die Annahme eines konkreten Gesetzes wird nicht vor Ende 2025 erwartet. 

Anschließend ist mit einer Umsetzungsfrist von weiteren 18 Monaten zu rechnen. Das Gesetz dürfte also frühestens im Sommer 2027 in Kraft treten.

Jersey ist nicht der einzige Teil der britischen Inseln, in dem über Sterbehilfe diskutiert wird. Auch auf der Isle of Man in der Irischen See, ebenfalls ein Kronbesitz, sowie in Schottland werden derzeit ähnliche Gesetzesvorschläge diskutiert. Die britische Regierung will "die praktischen Auswirkungen der Gesetzgebung in benachbarten Gerichtsbarkeiten auf England und Wales" prüfen. 

Oppositionsführer Keir Starmer, dessen Labour-Partei aktuellen Umfragen zufolge nach der kommenden Parlamentswahl die Regierung übernehmen könnte, hat angekündigt, im Falle eines Wahlsiegs Sterbehilfe zu legalisieren.

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